Mit Bestürzung haben wir erfahren, dass Bob Crow, Generalsekretär der britischen Bahn- und Verkehrsgewerkschaft RMT, gestern völlig überraschend verstorben ist.
Bob Crow war einer der bekanntesten und profiliertesten kämpferischen linken Gewerkschaftsführer in Großbritannien und europaweit. Er war seit 2002 Generalsekretär und erwarb sich nicht ohne Grund den Ruf eines unbeugsamen Vorkämpfers für die Interessen der arbeitenden Menschen. Tatsächlich erreichte die RMT in vielen Bereichen eine Verbesserung der Einkommen und Arbeitsbedingungen ihrer Mitglieder. Mit seinem Einsatz und seinen Überzeugungen war er für viele Unternehmer, bürgerliche Medien und Politiker ein Feindbild. Unter seiner Führung konnte die RMT im Gegensatz zu manch anderer Gewerkschaft einen Mitgliederzuwachs verzeichnen. Er war ein begnadeter Redner und nahm bei seiner Kritik am real existierenden Kapitalismus auch kein Blatt vor den Mund.
Zu seinen Verdiensten zählt auch der unermüdliche und anhaltende Einsatz der RMT für die Wiederverstaatlichung und -vereinigung des fragmentierten und privatisierten britischen Eisenbahnwesens. Dies war eine wichtige Rückendeckung für unsere Kampagne gegen die Zerschlagung und Privatisierung der Deutschen Bahn AG. In der internationalen Riege der Gewerkschaftsführer verkörperte Bob Crow so etwas wie den Gegenpol von Norbert Hansen, der als TRANSNET-Vorsitzender jahrelang die Gewerkschaft auf Privatisierungskurs trimmte und 2008 überraschend in den Vorstand der Deutschen Bahn wechselte. Diesen „Seitenwechsel“ und die Tatsache, dass Hansen wenige Monate später beim TRANSNET-Gewerkschaftstag und einem abendlichen Bankett für internationale Besucher noch als Ehrengast begrüßt wurde, konnte und wollte Bob Crow nach eigenen Angaben nie verstehen.
Sein plötzlicher Tod hinterlässt eine große Lücke in der RMT und in der internationalen Gewerkschaftsbewegung. Wir trauen mit seiner Familie und seinen Kolleginnen und Kollegen in der RMT. In seinem Sinne wird der Kampf für die Rechte und Belange der arbeitenden Menschen und gegen die Zerschlagung und Privatisierung des Eisenbahnwesens weiter gehen.
Hans-Gerd Öfinger, 11. März 2014