GDL-Streiks - wie weiter? |
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Mit Elan,
Entschlossenheit und Zähigkeit kämpfen die Mitglieder der GDL seit Monaten für höhere
Einkommen und bessere Arbeitsbedingungen. Alle Versuche, die Streikfront durch
Medienpropaganda oder Gerichtsurteile zu brechen, sind gescheitert. Für das DB-Management
wird es zunehmend schwerer, diese Streikbewegung einfach auszusitzen und
totlaufen zu lassen. Auch bei betroffenen Fahrgästen und in der Bevölkerung waren und
sind Sympathie und Verständnis für die Lokführer sehr hoch. Offensichtlich mussten die
GDL-Mitglieder aber auch ihre eigene Führung immer wieder von unten antreiben. Es wird noch
viel zu wenig gestreikt, sagte eine betroffene Bahnkundin aus Frankfurt am Main am
15. November in D-Radio Kultur. Auch in DGB-Gewerkschaften findet der eindrucksvolle Kampf
der GDL-Kollegen, die ein hohes persönliches Risiko eingehen, viel Unterstützung und
Bewunderung. Viele hoffen, dass nach so vielen Abwehrkämpfen der letzten Jahre diese
Streikbewegung eine Wende und einen Durchbruch bringt. Bahn-Management,
bürgerliche Medien und Politik beklagen, dass dieser Arbeitskampf die Wirtschaft in den
Abgrund ziehe und die Tarifautonomie zerstöre. Manche wollen gar das Streikrecht
einschränken und die GDL durch Schadensersatzklagen wirtschaftlich ruinieren. Dies wird
nicht gelingen, denn nicht dieser Streik ist das Problem, sondern die ihm zugrunde
liegenden tieferen Ursachen: die Tatsache nämlich, dass das Bahn-Management mit der
Rückendeckung durch die Politik seit Jahren alles im Bahnkonzern der Jagd nach
Börsenfähigkeit unterordnet. Es wurde auf Teufel komm raus an der Substanz, am Material
und am Personal gespart. Deswegen die sehr große Unzufriedenheit bei den Lokführern
und bei allen Beschäftigten der Deutschen Bahn. Das Problem ist
nicht damit zu beheben, dass jetzt wie von manchen vorgeschlagen eine
Berufsgruppe in eine andere Firma ausgegliedert wird, in der sie vielleicht am Anfang mehr
Lohn bekommt. Ein solcher Lokführer-Pool wäre ein sehr gefährlicher Weg und könnte der
Leiharbeit auf europäischer Ebene Tür und Tor öffnen. Die Tendenzen zur Einführung von
Zeitarbeit und Leiharbeit bei der Bahn sind schon längst im Gange, denn seit Jahren gibt
es Firmen wie MEV, die qualifizierte Eisenbahnerinnen und Eisenbahner an die Deutsche Bahn
und andere Privatbahnen verleihen. Diese Zeitarbeitskräfte werden bundesweit eingesetzt
und müssen extrem flexibel sein. Eine neue Firma für die Lokführer würde eine neue
Zersplitterung des Bahnkonzerns mit sich bringen und neue Filetstücke schaffen, die man
dann eventuell auch viel leichter an Private veräußern könnte. Wir können die Kollegen
der GDL nur davor warnen, einen solchen Weg einzuschlagen. Wie jetzt schon im
Straßenverkehr und bei einzelnen Privatbahnen gibt es schon längst Pläne, qualifizierte
Lokführer aus Osteuropa zu rekrutieren und dann hier einzusetzen. Das ist eine
gefährliche Entwicklung. Dem müssen sich alle Eisenbahnerinnen und Eisenbahner gemeinsam
entgegenstellen. Den Streik
ausweiten Elan und
Entschlossenheit allein bringen noch keinen dauerhaften Durchbruch. Der Streik muss
ausgedehnt werden. Am 13. November haben die Gewerkschaften TRANSNET und GDBA beschlossen:
Wir sind für Plan B, die Bahn muss beim Bund bleiben. Wir sind gegen jegliche Form der
Trennung von Infrastruktur und Transport und werden uns gegen die Zerschlagung mit allen
demokratischen Mitteln zur Wehr setzen. Das heißt: Drohung mit Streik. Worauf warten wir
dann noch? Denn die Zerschlagung der Bahn ist schon längst im Gange. Und hinter den
Kulissen arbeiten die Macher der Großen Koalition an einer Form der Trennung und
Privatisierung, bei der die Infrastruktur in Bundeshand bleibt und die anderen
Bahntöchter (teil-)privatisiert werden. Das würde uns einen großen Schritt näher an
britische Verhältnisse bringen. Denn dort wurde die Bahn privatisiert und zerschlagen. Wir wollen nicht
nur, dass das Netz beim Bund bleibt; wir wollen, dass alles beim Bund bleibt. Die
Eisenbahn ist ein einheitliches Ganzes. Wenn man Filetstücke schafft und zerhackt, ist
der Kollaps des ganzen Organismus vorprogrammiert. Wir brauchen jetzt
den Schulterschluss der drei Bahngewerkschaften Transnet, GDL und GDBA gegen jede Form von
Privatisierung. Streiken ist kein Zuckerschlecken. Aber je breiter, entschlossener und
wirksamer der notwendige gemeinsame Arbeitskampf ist, desto kürzer und erfolgreicher wird
er sein. Dazu müssen alle Räder stillstehen! Wir wollen nicht, dass die bisherigen
Staatsbahnen jetzt mit privatem Kapital europaweit wie verrückt Transportgesellschaften
und Bahnen aufkaufen und sich gegenseitig auffressen und verdrängen. Wir wollen eine
solidarische europaweite Zusammenarbeit der öffentlichen Bahnen statt
Verdrängungswettbewerb auf unserem Rücken. Französische
Verhältnisse Alles, was die
Gewerkschaften trennt und von einem einheitlichen Kampf gegen Zerschlagung und
Privatisierung abhält, muss beiseite geschoben werden. Die GDL sollte sich schleunigst
von ihren neoliberalen Beratern und Gurus trennen, die ihr einreden,
Lokführer und GDL wären Gewinner der Privatisierung (Professor Gottfried
Ilgmann im GDL-Magazin VORAUS 5/2007) und eine Zerschlagung der Bahn wäre für sie
vorteilhaft. Dies ist ein fataler Irrtum! Und weil der Transnet-Vorsitzende Norbert Hansen
gleich nach dem Beschluss des Transnet-Beirats für Plan B wieder rückfällig wurde und
einer Privatisierung der Bahn das Wort geredet hat, sollte er zurücktreten und den Kampf
gegen die Privatisierung nicht weiter blockieren. Seit Tagen
streiken die französischen EisenbahnerInnen eindrucksvoll gegen Rentenklau und
Privatisierung. Wo bleibt die Solidarität der deutschen Bahngewerkschaften? Leider ist
die französische Partnergewerkschaft der GDL FGAAC aus diesem Kampf
ausgeschert. Und leider klären auch Transnet und GDBA ihre Mitglieder nicht über diesen
Kampf auf. Stattdessen verkaufen deutsche Gewerkschaften ihren Mitgliedern Verträge über
Riester-Renten! Deutsche und
französische EisenbahnerInnen haben gemeinsame Interessen gegen Zerschlagung und
Privatisierung der Bahnen und gegen eine Liberalisierung des Schienenverkehrs und
zunehmenden Dumpingwettbewerb. Also schließen wir uns zusammen, weiten die aktuelle
Streikbewegung aus und verleihen ihr eine gemeinsame europaweite Perspektive! 18.11.2007 |
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