Mit
einer aufsehenerregenden Protestaktion im Göttinger Hauptbahnhof machten ein Dutzend
AktivistInnen von Attac Göttingen und der Gewerkschaft TRANSNET in Göttingen am 15.
Oktober 2006 um 16.00 Uhr auf die bevorstehende "Jahrhundertentscheidung"
aufmerksam: den geplanten Verkauf der Deutschen Bahn an Großinvestoren wie
finanzkräftige Konzerne und Banken .
In einer Punkt 16 Uhr gestarteten Überraschungsaktion hängte ein Kletterteam ein
Transparent über den Haupteingang des Bahnhofsgebäudes. Zu lesen war der Slogan
"Unsere Welt ist keine Ware -
Bahn-Privatisierung stoppen!" Gleichzeitig platzierten sich AktivistInnen an den
Eingängen und auf den Bahnsteigen und verteilten Flugblätter gegen den geplanten
Börsengang an die Reisenden. Das Publikum zeigte großes Interesse an dieser
ungewöhnlichen Aktion und dem angebotenen Informationsmaterial.
Zum Hintergrund der Aktion: Der Deutsche Bundestag wird demnächst über den so genannten
Börsengang der Deutschen Bahn entscheiden. Debattiert werden derzeit vor allem
verschiedene Verkaufsszenarien. Ob die Bahn überhaupt verkauft werden soll, ist jedoch
noch gar nicht entschieden - und alles spricht gegen einen Verkauf. Die Bahn ist
öffentliches Gut, aus Steuermitteln finanziert. Der Gesamtwert der Anlagen, von
Schienennetz, Zügen, Bahnhofsgebäuden wird auf über 100.000 Millionen Euro geschätzt.
Für nicht mal ein Zehntel soll dieses öffentliche Vermögen an Investoren verkauft
werden. "Im Klartext: Die Steuerzahler finanzieren auf Jahre hinaus die Gewinne der
Investoren und müssen darüber hinaus weiterhin für die garantierten staatlichen
Zuschüsse aufkommen.", kritisierte Oscar Mattner, Mitglied des Koordinierungskreises
von Attac Göttingen.
Die Folgen eines möglichen Verkaufs sind bereits in England zu sehen: Stilllegung
"unrentabler" Strecken, Massenentlassungen, explodierende Preise, Fahrplan- und
Tarifchaos. Der Slogan "Fit für die Börse" wirft bereits jetzt seine Schatten
voraus: Einsparungen an Personal und Service, Preissteigerungen, Verzicht auf notwendige
Investitionen.
Oscar Mattner betont: "Mobilität ist ein Grundrecht und darf nicht von
Renditejägern ausgeschlachtet werden. Dem ungebremsten Boom des Straßenverkehrs und dem
damit verbundenen Ressourcenverbrauch kann nur durch Verbesserung des Schienenverkehrs
begegnet werden, nicht
durch seine Veräußerung an Fremdunternehmen." Dass es auch anders geht, zeigt die
Schweiz: Sie bietet das beste Beispiel für eine gut funktionierende und bürgernahe Bahn
in öffentlicher Hand.
Ansprechpartner (Attac): Oskar Mattner, Tel. 0551/67182
Ansprechpartner (TRANSNET Göttingen): Wolfgang Hemme, Tel. 0171/5719213