Proteste
gegen Bedienzuschlag:
Börsengang stoppen! - Nehmt ihnen
unsere Bahn aus der Hand!
Nach massiven öffentlichen Protesten, denen sich zuletzt auch die Bundesregierung anschloss, hat der DB-Vorstand am Freitag einen Rückzieher gemacht und auf die Einführung eines geplanten Bedienzuschlag in Höhe von 2,50 Euro pro Fahrtkarte verzichtet.
Wie schon die vor wenigen Wochen verkündeten Fahrpreiserhöhungen im Personenverkehr, so zeigt auch die vom Bahnvorstand aufgebrachte Idee eines Bedienzuschlags vor allem einer: Die DB-Manager handeln auf dem Weg an die Börse im vorauseilenden Gehorsam für die Renditeinteressen künftiger DB-Aktionäre.
Es ist absurd: Angesichts hoher Spritpreise wären Millionen Autofahrer bei attraktiven Verbindungen und Tarifen sofort bereit, auf die Bahn umzusteigen. Doch anstatt mit aller Kraft die Züge besser zu füllen und mehr Züge aufs Gleis zu setzen, konzentriert sich das Bahnmanagement auf die Organisierung des Börsengangs und bindet damit unendlich viel Arbeitskraft und Mittel.
Fahrpreissteigerungen und die Diskussion über den Bedienzuschlag sind für die Bahn ebenso kontraproduktiv wie die zunehmende Ausdünnung der Fahrpläne. Dadurch werden wichtige Regionen zunehmend vom Fernverkehr abgehängt. Das DB-Management wird sich durch den Drang, weltweit die Nr. 1 im Verkehrs- und Logistik-Geschäft zu werden, zunehmend aus der Fläche zurückziehen und alles plattmachen, was angeblich nicht genügend Rendite einfährt. Gefährdet sind so auch viele der über 400 Reisezentren und Fahrkartenschalter. Für die fordert die Gewerkschaft TRANSNET nun eine Bestandssicherung und Standortgarantie.
Bundesverkehrsminister Tiefensee brüstet sich damit, er persönlich habe durch intensive Gespräche DB-Chef Mehdorn davon überzeugt, auf den Bedienzuschlag zu verzichten und „Vernunft“ walten zu lassen. Dieser Vorgang spricht Bände. Denn Mehdorn hat seit Jahren einen Blankoscheck der Politik für die Vorbereitung eines Börsengangs und die entsprechende Zurichtung unserer Bahn. Und die Politik schaut weg – wenn sie nicht, wie in den letzten Tagen, durch eine alarmierte Öffentlichkeit unter Druck gesetzt wird.
Noch ist die Bahn zu 100 Prozent im Bundesbesitz und noch könnte der Eigentümer Bund dem Management klare Vorgaben machen, wenn er denn wollte. Mit jeder Aktie, die durch den geplanten Börsengang in private Hände gelangt, wird jedoch der politische und öffentliche Einfluss auf die Unternehmenspolitik schwinden.
Privatisierung hat sich weltweit als Fehlschlag erweisen. Die in dieser Woche angekündigte Wiederverstaatlichung der vor acht Jahren privatisierten Bundesdruckerei spricht Bände.
Die
Bahn gehört uns allen und darf nicht zum Spielball privater
Renditeinteressen werden. Wir wollen keine Verschleuderung
öffentlichen Eigentums. Der für diesen Herbst geplante
Börsengang muss abgeblasen werden!
12.09.2008