Außerordentlicher
TRANSNET-Gewerkschaftstag |
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Mit
der Annahme eines Leitantrags zur geplanten Privatisierung der Deutschen Bahn AG ging am
Mittwoch abend in Fulda ein außerordentlicher Gewerkschaftstag der Bahngewerkschaft
TRANSNET zu Ende. Auf Antrag des Hauptvorstandes beschloss der Kongress nahezu einstimmig
Mindestbedingungen für eine Zustimmung zur Privatisierung und signalisierte
damit der Politik grünes Licht. Als einziger Gastredner des Kongresses
versuchte Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD), den Delegierten das Bild einer
sicheren Zukunft in einer künftigen Börsenbahn zu vermitteln. Bei
seiner Ankunft in Fulda ging der Minister überraschend zunächst auf kritische
TRANSNET-Mitglieder und Privatisierungsgegner zu, die vor dem Tagungshotel mit Megafon,
Transparenten und Plakaten gegen einen Ausverkauf der Bahn demonstrierten. Es wird
nichts verscherbelt, versuchte er persönlich die Unterstützer von Bahn von
unten und Bahn für Alle zu beruhigen: Die Bahn bleibt
mehrheitlich beim Bund und kommt nicht unter den Hammer. Dividende dividiert
die Bahn, hieß es hingegen warnend auf Plakaten
der Börsenkritiker. Erst
danach begab sich Tiefensee zum Hoteleingang und wurde von ranghohen
Transnet-Funktionären begrüßt. Vor den Delegierten im Saale präsentierte sich der
Minister als verlässlicher Gewerkschaftskollege, der bei einer Teilprivatisierung auch
auf die sozialen Belange der Beschäftigten achten werde. Zu einer Zerschlagung des
Konzerns und einen Rückzug aus der Fläche werde es nicht kommen; das
Schienennetz werde Bundeseigentum bleiben und treuhänderisch dem DB-Konzern
übergeben werden, betonte der Minister. Da die Mehrheit der Anteile der DB beim
Bund bleibe, müssten sich auch künftige Privatinvestoren dem Hauptgesellschafter Bund
fügen. Der Bund werde weiterhin über 10 Milliarden Euro für den Schienenverkehr
aufbringen. Da jedoch mehr nicht drin sei, müsse die Bahn an der Börse
frisches Geld besorgen, um damit Investitionen und vor allem den Aufstieg zum
Global Player der Logistikbranche zu stützen. So könne es für den Konzern
beispielsweise sinnvoll sein, die Bahnstrecke Moskau-St.-Petersburg zu erwerben. Der
TRANSNET-Vorsitzende Norbert Hansen knüpfte an die Aussagen des Ministers an und stellte
eine Teilprivatisierung der Bahn bis zu 49 Prozent als alternativlos und als letzte Chance
dar, um eine völlige Zerschlagung der DB-Konzerns zu verhindern. Da der
DB-Konzern nun verstärkt Bahnen und andere Logistikunternehmen in aller Welt aufkaufen
werde, sei dadurch bei einem Bundesanteil von mindestens 51% am Weltkonzern DB unterm
Strich am Ende mehr verstaatlicht als nun privatisiert werden soll, rechnete
er vor. Dies sei das beste im Sinne von Staatsverantwortung. Nachdem
laut Insiderangaben in den letzten Wochen die Delegierten in den TRANSNET-Bezirken auf
eine Unterstützung der Vorstandslinie zum Börsengang eingeschworen worden waren,
gehörte bei diesem Gewerkschaftstag besonders viel Mut und Standhaftigkeit dazu, im Saale
konsequent gegen den Strom zu schwimmen und grundsätzlich Nein zu sagen. So
ließen etliche Delegierte, denen der Gedanke an eine Privatisierung der Bahn nach eigenen
Angaben großes Unbehagen bereitete, unter dem Druck des Apparats die Faust in der Tasche.
Lediglich ein hessischer Delegierter outete sich in der Aussprache klar als
Privatisierungsgegner. Er kündigte sein Nein
zum Leitantrag des Vorstands an und blieb auch dabei. Schon jetzt gebe es
Armutslöhne im DB-Konzern und sei auf der Jagd nach Börsenfähigkeit die Belegschaft
glatt halbiert worden, warnte der Frankfurter Betriebsrat. Private Anleger würden im
Interesse maximaler Rendite auch bei einer Minderheitsbeteiligung Einfluss auf die
Geschäftspolitik nehmen, Arbeitsplätze vernichten und den Konzern letzten Endes
zerschlagen. Dieser
Standpunkt wird nicht nur durch aktuelle Erfahrungen mit der privatisierten Telekom
gestützt, deren größter Anteilseigner immer noch der Bund ist. Auch das dem
Privatisierungsgesetz zugrunde liegende PRIMON-Gutachten stellt fest, dass bei einer
Teilprivatisierung des Konzerns unter 50 Prozent der Bund stets im Interesse aller
Aktionäre handeln würde: Der Kapitalmarkt erwartet diese Zurückhaltung auch
im Hinblick auf externe politische Einflussnahme auf unternehmerische
Entscheidungen. Vor
Illusionen vieler TRANSNET-Funktionäre, wonach DB-Chef Hartmut Mehdorn der Garant eines
einheitlichen Konzerns sei, warnte auch das an die Delegierten ausgeteilte Faltblatt
unserer
Initiative Bahn von unten. Im
Grunde ist mit einer Aufteilung des
Bahnkonzerns und der Gründung weit über 200 Tochtergesellschaften die Zerschlagung der
DB schon längst im Gange, heißt es darin. Auch unter Hartmut
Mehdorn sind in den letzten Jahren schon höchst profitable DB-Tochtergesellschaften wie
das Fernmeldewerk München-Aubing (RCF), die Deutsche Touring, Deutsche Eisenbahnreklame
oder der Ostseefährbetreiber Scandlines an Private verkauft worden. Die
Initiative Bahn von unten bedankt sich bei allen Kolleginnen und Kollegen für die Aktive
Mithilfe an unserer Aktion, die wir gemeinsam mit dem Bündnis Bahn für Alle
durchgeführt haben. Wir bleiben am Ball und werden jetzt erst recht gegen einen
Ausverkauf der Bahn eintreten. 12.7.2007 Medienecho:
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