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DARMSTADT. Im
vollbesetzten Saal des Darmstädter DGB-Hauses diskutierten am 13. Februar 2007
Gewerkschafter, Beschäftigte und Fahrgäste der Bahn sowie zahlreiche interessierte
Bürgerinnen und Bürger über die geplante Privatisierung der Bahn und ihre Auswirkungen.
Eingeladen hatte die SPD-Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (AfA) in Darmstadt
sowie die Eisenbahner-Gewerkschaft TRANSNET. Horst Raupp, Vorsitzender der
sozialdemokratischen Arbeitnehmerorganisation und Karl-Heinz Schulz, 1. Bevollmächtigter
der Gewerkschaft TRANSNET, freuten sich über das große Interesse an der Veranstaltung.
Fachkundige Diskussionspartner waren Dr. Winfried Wolf, Sprecher der Bahnfachleutegruppe
Bürgerbahn statt Börsenwahn sowie Andreas Schäfer, Gewerkschaftssekretär
von TRANSNET. Die Erfahrungen mit
der Privatisierung der Bahn in Großbritannien sind katastrophal: Massenentlassungen,
explodierende Fahrpreise sowie ein unglaubliches Fahrplanchaos. Durchgehende Tarife gibt
es nicht mehr. Investitionen in das Schienennetz und die Betriebssicherheit wurden von den
privaten Bahnbetreibern zugunsten höherer Profite heruntergefahren. Zahlreiche schwere
Unfälle mit Toten und Verletzten waren die Folge. Das gesamte britische Schienennetz ist
marode und die Züge chronisch verspätet. Mit Milliardenaufwand musste der Staat das
Streckennetz zurückkaufen und sanieren. Auch in Deutschland
werden ein weiterer deutlicher Abbau des Netzes, massive Fahrpreiserhöhungen und
Massenentlassungen befürchtet. Private Investoren wollen in möglichst kurzer Zeit
möglichst hohe Renditen erzielen, stellte Dr. Wolf fest. Sie werden die Bahn
eindampfen auf den schmalen Bereich, der maximalen Profit verspricht. Der Rest wird aufs
Abstellgleis geschoben, ganze Regionen werden abgehängt. Als Ergebnis werden der
Auto- und LKW-Verkehr sowie die Billigflüge noch erheblicher stärker zunehmen. Die
Privatisierung der Bahn geht in die vollkommen falsche Richtung. Statt die Bahn als
umwelt- und klimafreundliches Verkehrsmittel zu stärken, werden die Klimakiller gestärkt.
Die Hoffnung, dass
bei der Bahnprivatisierung der Bundeshaushalt entlastet werde, sei ebenso wie in England
pure Illusion. Auch nach der Privatisierung fließen die staatlichen
Zuschüsse mindestens in gleicher Höhe weiter, nur dass der Staat dann auf die Verwendung
der Steuergelder keinen Einfluss mehr hat. In England hat sich der staatliche Zuschuss an
die Bahn im Vergleich zum Zeitpunkt vor der Privatisierung mehr als verdoppelt. Der
öffentliche Zuschuss wurde zum größten Teil direkt als Gewinn an die Großaktionäre
ausgeschüttet, die sich hemmungslos bereicherten und zugleich das Schienennetz verrotten
ließen. Andreas Schäfer
von TRANSNET machte deutlich, dass für die Gewerkschaft die Sicherung der Arbeits- und
Ausbildungsplätze bei der Bahn im Mittelpunkt steht. Seit 1993 wurde die Zahl der
Beschäftigten bei der Bahn von 380.000 auf jetzt 180.000 mehr als halbiert. Als positives
Beispiel verwies Dr. Wolf auf die Schweiz: Die Schweizerischen Bundesbahnen sind eine
moderne, bürgerfreundliche Bahn im öffentlichen Eigentum. Dank niedriger Fahrpreise,
einer hohen Fahrplandichte und bürgerfreundlichem Service hat die Schweizer Bahn
prozentual weit mehr Fahrgäste als die deutsche Bahn. Darüber hinaus benötigt sie trotz
ungünstiger klimatischer und topografischer Bedingungen je Schienenkilometer nur ein
Drittel des Zuschusses der deutschen Bahn. Einstimmig
beschloss die Versammlung eine Resolution, in der die Darmstädter
SPD-Bundestagsabgeordnete und Bundesjustizministerin Brigitte Zypries aufgefordert wird,
gegen geplante Privatisierung der Bahn zu stimmen. Das öffentliche Eigentum darf
nicht dem privaten Profitinteresse der Privatisierungshaie ausgeliefert werden,
betonen Horst Raupp (AfA) und Karl-Heinz Schulz (TRANSNET) übereinstimmend. Horst Raupp,
AfA-UB-Vorsitzender |
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