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Schlimmer noch: Als
sich ein Lenkungsausschuss der
Großen Koalition am 8. November auf den inzwischen im Bundestag hurtig verabschiedeten
Antrag zur Bahnprivatisierung einigte, feierten TRANSNET, GDBA und GDL diese
Weichenstellung als Erfolg ihrer Bemühungen und legten den vereinbarten Formelkompromiss
jeweils zu ihren Gunsten aus. So zeigten sich TRANSNET und GDBA zufrieden darüber,
dass die politisch Verantwortlichen ein Votum zur Zukunft der Deutschen Bahn AG abgegeben
haben und der integrierte Konzern erhalten bleibe und die Gefahr
einer Zerschlagung der Deutschen Bahn gebannt ist. Beide hatten sich im
Schulterschluss mit DB-Chef Mehdorn gegenüber der Politik für einen integrierten
Börsengang des Konzerns einschließlich der Infrastruktur stark gemacht. Prompt
bliesen sie nun die im Oktober sehr zaghaft begonnene Streikbewegung für die
Beschäftigungssicherung ab und vereinbarten eine Art Burgfrieden bis nach einem
Parlamentsbeschluss über die Bahnprivatisierung. Doch die Beschäftigungssicherung
wird spätestens 2010 auslaufen. Sobald die Renditeinteressen privater Investoren oder der
Käufer einzelner DB-Teilbetriebe vorherrschen, drohen
Entlassungswellen und Lohn- und Sozialdumping,. Mit den Worten GDL-Forderungen wurden
erfüllt, kommentierte auch die Lokführergewerkschaft GDL den Privatisierungskurs
der Großen Koalition und sah sich in ihrer Forderung bestätigt, die (weniger
renditeträchtige Eisenbahn-Infrastruktur) beim Bund zu belassen und die anderen
Tochtergesellschaften der DB AG dafür zu 100 Prozent zu privatisieren. Damit bekräftigte
die GDL ihre Vorliebe für das von CDU/CSU und FDP im Schulterschluss mit dem
Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) und Privatbahnen geforderte Trennungsmodell. In den nächsten
Wochen wird sich zeigen, wer mit dem verabschiedeten Formelkompromiss wen über den Tisch
gezogen hat. Möglicherweise wurde hinter den Kulissen schon längst ausgemauschelt, wer
bei der Privatisierung was abbekommt. So ist denkbar, dass man durch Lostrennung und
Vollprivatisierung ganzer Teilbetriebe die BDI-Klientel bedient und gleichzeitig die
internationale Expansionsstrategie Mehdorns fährt. Während viele
Gewerkschafter bei Post und Telekom und britische Eisenbahner aus eigenen negativen
Erfahrungen ihren Kollegen von der DB dringend von einem Börsengang abraten und auch
andere DGB-Gewerkschaften gegen jegliche Bahnprivatisierung eingestellt sind, bleibt der
TRANSNET-Vorstand weiter auf Privatisierungskurs. In der jüngsten Sitzung des
DGB-Bundesvorstandes Anfang November kam eine klare Beschlussfassung gegen die
DB-Privatisierung nur deshalb nicht zustande, weil kein TRANSNET-Vertreter anwesend war
und obwohl die Vorsitzenden von DGB, ver.di und IG Metall zum Votum gegen die
Privatisierung bereit waren kleinere Gewerkschaften darauf drängten, dies nicht
ohne TRANSNET zu tun! Demgegenüber hat sich Ende Oktober der Deutsche Bundesjugendring,
in dem die Gewerkschaftsjugend Einfluss hat, gegen die Bahnprivatisierung positioniert. Nachdem jetzt feststeht, dass künftige
DB-Großaktionäre nicht an den Eisenbahn-Infrastrukturunternehmen beteiligt werden
sollen, dürfte damit der Einstieg in eine Zerschlagung der Bahn besiegelt sein. TRANSNET
hatte für diesen Fall mehrfach mit einer Kampagne für Plan B (Bahn bleibt
beim Bund) und sogar mit Streiks gedroht. Davon ist nun keine Rede mehr. Statt Plan
B sieht Alfred Lange, Betriebsrat in der Güterverkehrssparte Railion und
Unterstützer der Initiative Bahn von unten, jetzt einen Plan Z
(Zerschlagung) auf die Eisenbahner zukommen. Schon längst bereite das DB-Management auch
im Güterverkehr mit der Ausgründung separater Bahngesellschaften etwa für Montangüter,
Kombinierten Verkehr, Containerverkehr oder Chemie den Ausverkauf profitabler
Tortenstückchen vor, kritisiert Lange. Hans-Gerd Öfinger Wirtschaftskrieg der ehemaligen Staatsbahnen Anstatt mit aller
Kraft und Unterstützung des DGB gegen ein Privatisierungsgesetz zu mobilisieren, klammern
sich TRANSNET und GDBA, deren Repräsentanten die Arbeitnehmerbank in den Aufsichtsräten
des DB-Konzerns besetzen, weiterhin an Konzernchef Mehdorn und dessen Strategie, aus der
DB einen Global Player zu machen. Mehdorn möchte nun verstärkt Staatsbahnen
und Speditionen in Ost und West sowie S-Bahnen in Prag, Lyon und Stockholm aufkaufen und
in einem deutsch-russischen Gemeinschaftsprojekt mit einer Art Bagdadbahn des 21.
Jahrhunderts von und bis Wladiwostok und China den Containerverkehr zwischen Europa und
Fernost kontrollieren. In den letzten
Wochen hatte der (ansonsten frankophile) DB-Chef auch mit aggressiven Tönen gegen die
französische Staatsbahn SNCF und deren Expansionskurs Aufsehen erregt und angekündigt,
für 900 Millionen Euro 30 frankreichtaugliche ICE-Züge anzuschaffen, um den
französischen Angriff in Form eines Vordringens der
SNCF-Hochgeschwindigkeitszüge TGV auf deutsches Territorium kontern zu können.
Obwohl alle bisherigen Staatsbahnen in Europa (selbst die schweizerische SBB) im Zuge der
Liberalisierung einen Expansionskurs eingeschlagen haben und dieser zunehmende
Wirtschaftskrieg auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen wird, prangern inzwischen
auch TRANSNET-Medien wie das Mitgliedermagazin Inform mit Vorliebe die SNCF
als Unternehmen an, die international expandieren und andere Eisenbahnen
niederkonkurrieren und zudem beinhart restrukturieren, Leute rauswerfen und
Firmen schließen. So ist abzusehen, dass sich die TRANSNET-Führung weiterhin an
die Rockschöße des DB-Managements hängt, deren Logik Fressen oder gefressen
werden schluckt und die Zustimmung zu einem Börsengang und dem Aufkauf anderer
Logistikunternehmen in aller Welt ihrer Basis als Überlebensfrage zu
verkaufen versucht. Für einen
gemeinsamen europaweiten Widerstand aller Eisenbahner nach dem Vorbild des erfolgreichen
Kampfes gegen die europäische Hafenrichtlinie (Port Package) ist dabei offensichtlich
kein Platz mehr. Privatisierungskritiker wie die Initiative Bahn von unten in
TRANSNET hingegen kennen nur eine fortschrittliche Alternative zum gnadenlosen
Konkurrenzkampf: die Vereinigten Bahnen von Europa, einen Verbund demokratisierter
Eisenbahnen in öffentlichem Besitz und unter der Kontrolle der Beschäftigten, der Masse
der Kunden und der Umweltverbände. Richard Färber Lokaler
Widerwille (ND 24.11.06) Wenn
es nach dem Willen der Gewerkschaftsvorstände geht, dann hat die Privatisierungslobby bei
der Deutschen Bahn AG ein leichtes Spiel und keine Widerstände zu erwarten. Nachdem sich
ein Lenkungsausschuss der Großen Koalition am 8. November auf einen ersten großen
Privatisierungsschub bis 2009 geeinigt hatte, feierten die drei Bahngewerkschaften
Transnet, GDBA und GDL diese Weichenstellung als Erfolg ihrer Bemühungen und legten den
vereinbarten Formelkompromiss jeweils zu ihren Gunsten aus. Dass
die Bahnprivatisierung indes nicht nur - wie eine Emnid-Umfrage belegt - bei 71 Prozent
der Bundesbürger, sondern auch bei den meisten betroffenen DB-Beschäftigten mit Skepsis
bis Ablehnung betrachtet wird, kommt erst allmählich zu Tage. Während die Spitzen der
Organisationen weiterhin den Eindruck einer heilen Börsenwelt und sicherer Arbeitsplätze
vermitteln, drängen weiter denkende Eisenbahner auf Aktionen und Widerstand. So schlossen
sich am 10. November in Hamburg auch aktive Transnet-Mitglieder, Betriebsräte und
Vertrauensleute einer Protestdemonstration des Aktionsbündnisses "Bahn für
alle" gegen den Ausverkauf DB an. Schon im Sommer hatte sich die
Transnet-Ortsverwaltung im badischen Offenburg klar gegen eine Zerschlagung und jede Form
der Privatisierung der DB positioniert. In Pforzheim forderte ein örtlicher
Transnet-Sprecher im Rahmen einer Jubilarehrung Konsequenzen aus der
Heuschrecken-Debatte und äußerte sich laut Bericht in der Lokalpresse gegen einen
Börsengang, denn die Bahn dürfe nicht zum Renditeobjekt privater Anleger werden.
In Göttingen taten sich Transnet und Attac
zusammen und protestierten im Hauptbahnhof gegen einen Verkauf an private Investoren. Die
Augsburger Transnet-OV unterstützt das aktuelle Projekt eines kritischen Dokumentarfilms
über die Bahnprivatisierung in Deutschland. Ob
aus solchen Ansätzen noch ein größerer flächendeckender Widerstand erwachsen wird,
bleibt abzuwarten. Denn es gibt auch auf Gehorsam getrimmte örtliche
Transnet-Bevollmächtigte wie denjenigen in einer süddeutschen Großstadt, der auf die
Forderung eines Mitglieds nach Aktionen gegen die Privatisierung antwortete, dies sei
gegen den Hauptvorstand gerichtet und damit satzungswidrig. In der jüngsten Sitzung des
DGB-Bundesvorstandes kam eine klare Beschlussfassung gegen die Privatisierung der DB dem
Vernehmen nach nur deshalb nicht zustande, weil kein Transnet-Vertreter anwesend war und
obwohl die Vorsitzenden von DGB, ver.di und IG Metall zum Votum gegen die
Privatisierung bereit waren kleinere Gewerkschaften darauf drängten, dies nicht
ohne Transnet zu tun! Hans-Gerd
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