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Zigtausend Beschäftigte der
französischen Staatsbahn SNCF und anderer Bereiche des öffentlichen Dienstes kamen am 8.
Februar zu einer landesweiten zentralen Demonstration nach Paris erwartet. Sie folgten
damit einem gemeinsamen Aufruf aller bei der SNCF vertretenen Gewerkschaften. Dabei ging es vor allem um drei
zentrale Anliegen. Nach Jahren sinkender Reallöhne wird jetzt für die bevorstehende
Lohnrunde eine kräftige Einkommenserhöhung für alle in Höhe von 250 Euro sowie ein
Mindesteinkommen und eine Mindestrente von 1500 Euro gefordert. Die
Beschäftigungsverhältnisse aller bei der Bahn tätigen Menschen sollen sich
grundsätzlich an den Bedingungen des Öffentlichen Dienstes orientieren. Zudem eint die
Gewerkschaften das Ziel, eine Zerschlagung und Privatisierung der SNCF zu verhindern. Was die miteinander
konkurrierenden Richtungsgewerkschaften zusammen bringt und schon am 8. November gemeinsam
streiken ließ, sind zunehmende Angriffe und Konflikte mit der neuen SNCF-Chefin
Anne-Marie Idrac. Im Gegensatz zu ihrem Vorgänger Louis Gallois, der letzten Sommer zu
EADS übergewechselt ist und bei der SNCF als relativ verhandlungs- und
gesprächsbereit galt, haben sich unter Idrac die Konflikte zwischen Management und
Gewerkschaften zugespitzt. Idrac ist für Eisenbahner übrigens kein unbeschriebenes
Blatt; sie war Mitte der 90er Jahre Verkehrsstaatssekretärin in der konservativen
Regierung Juppé, die durch ihre Pläne zur Umstrukturierung der SNCF im
Herbst 1995 einen wochenlangen Streik der Bahn und anderer Wirtschaftsbereiche und somit
französische Verhältnisse provozierte. Im Gegensatz zur Privatindustrie,
wo es in den letzten Jahren teilweise erhebliche Rückschritte bei Realeinkommen und
Arbeitsbedingungen gegeben hat, ist der öffentliche Dienst immer noch eine relative
Bastion der französischen Gewerkschaften. Die größte Bahngewerkschaft, CGT-Cheminots,
beklagt ein systematisches Aushungern des öffentlichen Dienstes bei gleichzeitigen
üppigen Steuergeschenken für die obersten 100.000 in Frankreich und eine Ausrichtung der
SNCF-Unternehmenspolitik an finanzieller Rentabilität und nicht am Bedürfnis der
Gesellschaft. Die zweitstärkste Bahngewerkschaft SUDRail sieht in der zunehmenden
Aufgliederung der SNCF die Vorbereitung für eine künftige Privatisierung der
Filetstücke und warnt vor einem massiven Arbeitsplatzabbau vom Fahrkartenverkauf bis hin
zu den Stellwerken. An der Pariser Demonstration
nahmen auch britische, italienische, spanische und deutsche GewerkschafterInnen teil.
Angesichts einer zunehmenden Konkurrenzsituation zwischen Deutscher Bahn und SNCF im Zuge
der europaweiten Liberalisierung des Schienenverkehrs warnen SUDRail und die Initiative
Bahn von unten in der DGB-Gewerkschaft TRANSNET in einer gemeinsamen Erklärung vor einem
drohenden Wirtschaftskrieg auf dem Rücken der Beschäftigten. In einer
gemeinsamen Erklärung, die bei der Demonstration verteilt wird, fordern sie als
Alternative zur Konkurrenz eine enge Zusammenarbeit im Rahmen eines europaweiten Verbundes
öffentlicher Eisenbahnen unter der Kontrolle von Beschäftigten und Nutzern. |
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