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Ich
spreche hier für die Initiative Bahn von unten, einen Zusammenschluss
privatisierungskritischer Mitglieder der Gewerkschaft TRANSNET, und für Bahn für
alle, das Aktionsbündnis der Gegner einer Privatisierung der Deutschen Bahn. Die
drohende Bahnprivatisierung ist das größte Privatisierungsprojekt der deutschen
Geschichte. Bahnanlagen, Grundstücke und Rollmaterial im Wert von weit über 100
Milliarden Euro sollen da für vielleicht 5 oder 8 oder zehn Milliarden Euro verscherbelt
werden. Dies ist ein fast beispielloser Ausverkauf von öffentlichem Vermögen und stellt
vielleicht auch die Machenschaften der Treuhand in den Schatten. Das sollte alle
Menschen was angehen, nicht nur die Beschäftigten und Benutzer der Bahn, nicht nur
Umweltbewegte und Eisenbahnliebhaber. Wenn
von Privatisierung die Rede ist, dann sollten bei Sozialistinnen und Sozialisten immer die
Alarmglocken schrillen. Darum ist es auch hervorragend, dass der [`solid]-Kreisverband
Göttingen-Northeim gemeinsam mit den Verantwortlichen des Bundesjugendtages hier die
Initiative ergriffen und diese Kundgebung initiiert hat. Ich
bin froh darüber, dass die Fraktion Die Linke im Deutschen Bundestag eine klare Position
gegen die Privatisierung der Deutschen Bahn AG bezogen hat und dass Dorothée Menzner als
verkehrspolitische Sprecherin der Fraktion im deutschen Bundestag unermüdlich in diesem
Sinne wirkt. Die Anwesenheit von Gregor Gysi auf dieser Kundgebung und sein engagierter
Redebeitrag unterstreichen, dass die ganze Fraktion Dorothée mit dieser Herkulesaufgabe
nicht alleine lässt, sondern den Kampf gegen die Bahnprivatisierung zur Chefsache
gemacht hat. Vorgestern hat sich auch Oskar Lafontaine persönlich mit einer Mahnwache
gegen die Bahnprivatisierung vor dem Bundestag solidarisiert. Die von Dorothée Menzner im
Bundestag vorgebrachten Argumente haben schon mit dazu beigetragen, dass sich auch in der
SPD-Fraktion eine kleine aber harte Opposition gegen die Privatisierung herausgebildet
hat. Im
Koalitionsvertrag der neuen Berliner Stadt- und Landesregierung lesen wir den Satz: Einen Börsengang der Deutschen Bahn (
) lehnen
wir ab. Das ist auch gut so. Jetzt kommt es darauf an, dass die Vertreter Berlins im
Bundesrat dazu stehen und anders als bei der Abstimmung über die europäische
Verfassung auch bei einem konsequenten Nein bleiben. In
den letzten Tagen wurde gemeldet: Der Vorstand der Deutschen Bahn und die
Bahngewerkschaften unterstützen den Beschluss der Koalition zur Privatisierung der DB
AG. Dazu kann ich nur sagen: Was die Vorstände der Bahngewerkschaften dazu geäußert
haben, liegt nicht im Interesse der Masse der Beschäftigten und der
Gewerkschaftsmitglieder. Dies ist auch nicht in unserem Namen erfolgt! Laut Emnid-Umfrage
sind 71 Prozent der Bundesbürger gegen die
Privatisierung. Dies gilt auch für die Mehrheit der
Bahn-Beschäftigten. Die
Eisenbahnerinnen und Eisenbahner sind doch nicht blöd und wissen, was überall schon mit
Privatisierung angerichtet wurde. Kein BenQ bei der Bahn lautete die
Aufschrift eines Kollegen auf einem selbstgemalten Plakat bei einem Warnstreik kürzlich
in Bayern. Die Kolleginnen und Kollegen verfolgen aufmerksam, wie sich bei Post und
Telekom die Arbeitsbedingungen seit dem Börsengang verschlechtert haben. Als ich einen
englischen Kollegen am Rande des letzten TRANSNET-Gewerkschaftstages interviewte und ihm
die Frage stellte, was er von der Idee eines Börsengangs hielte, bei dem nur
bis zu 49 Prozent der Aktien an Private verkauft werden, hat er klipp und klar
geantwortet: Keine einzige Bahnaktie soll in private Hände gelangen. Die
Deutsche Bahn ist noch zu 100 Prozent im Bundesbesitz, aber seit über 10 Jahren lässt
die Politik dem Management der Bahn freie Hand und lässt es schalten und walten. Das sind
meistens Manager, die mit dem Eisenbahnwesen wenig am Hut haben und nach wenigen Jahren
wieder weg sind. Und die haben es seit 1994 geschafft, die Zahl der Arbeitsplätze im
Konzern Deutsche Bahn zu halbieren. Durch die Aufspaltung und Zergliederung in weit
über 200 Tochtergesellschaften wurden und werden weiterhin Filetstücke geschaffen,
die man dann einzeln an Private verhökern kann. Die Bahn ist aber ein einheitlicher
Organismus. Wenn man einzelne Organe entnimmt, ist der Kollaps vorprogrammiert. Jede
Form der Privatisierung bringt Sozial- und Lohndumping mit sich. Schon jetzt gibt es bei
der DB und erst recht bei den in Deutschland tätigen Privatbahnen immer mehr Zeitarbeit.
Da werden etwa ausgebildete junge Lokführer bei der DB nicht in eine feste Anstellung
übernommen und lassen sich dann über Zeitarbeitsfirmen wieder zur DB oder irgendeiner
Privatbahn verleihen. Wehret den Anfängen! Der
Widerstand gegen die Bahnprivatisierung geht alle an. Setzt dieses Thema in den
politischen Gliederungen vor Ort ganz oben auf die Tagesordnung und handelt. Wir haben
noch mindestens vier Monate Zeit bis zu einem drohenden Bundestagsbeschluss über einen
Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Privatisierung der Bahn. Vier Monate Zeit, um
gemeinsam mit dem Aktionsbündnis Bahn für alle Überzeugungsarbeit zu leisten und die
Abgeordneten auf- und heimzusuchen. Dabei sollten wir insbesondere die
SPD-Abgeordneten in den Wahlkreisen aufsuchen und sie fragen, wozu eine Privatisierung
der Bahn gut sein soll. Sagt ihnen, sie sollen die Finger von unserer öffentlichen Bahn
lassen. Es gibt nicht mal einen SPD-Parteitagsbeschluss, der die SPD-Fraktion zur
Mitwirkung an der Privatisierung ermächtigt. Es gibt auch keinen Beschluss eines
TRANSNET-Gewerkschaftstages, der den Gewerkschaftsvorstand dazu ermächtigt, im
Schulterschluss mit DB-Chef Mehdorn den Ausverkauf der Bahn und unserer Interessen
voranzutreiben. Wenn
ihr morgen wieder mit dem Zug nach Hause fahrt und ab Montag wieder im Alltag zurück
seid, dann nehmt direkten Kontakt mit den Kolleginnen und Kollegen bei der Bahn auf und
sucht den Schulterschluss! Es gibt auch TRANSNET-Untergliederungen wie etwa hier in
Göttingen und engagierte Gewerkschaftsmitglieder, die sich öffentlich klar gegen die
Privatisierung geäußert haben. Denkt aber daran und nehmt zur Kenntnis, dass viele
Beschäftigte der DB Angst um ihren Arbeitsplatz haben und unter einem massiven Druck
stehen. Im System Mehdorn haben etliche Kolleginnen und Kollegen Angst vor Repressionen,
wenn sie sich offen gegen die Privatisierung der Bahn äußern, weil man ihnen das als
illoyales Verhalten gegenüber der Firma auslegen könnte. Das
können wir nicht mitmachen. Für Internationalisten kann es nur eine Alternative zum
gnadenlosen Konkurrenzkampf geben: die Vereinigten Bahnen von Europa, einen Verbund
demokratisierter Bahnen in öffentlichem Besitz und unter der Kontrolle der
Beschäftigten, der Kunden und der Umweltverbände. Vertreter des Kapitals haben in den
Aufsichtsräten der DB und der anderen Staatsbahnen nichts zu suchen. Bahn
von unten www.bahnvonunten.de |
"Wir
müssen die Zukunft selbst gestalten und dürfen sie nicht den Privatisierungsgewinnlern
des BDI oder den Finanzinvestoren aus Asien, Russland oder Nordmerika und ihren
Propagandisten überlassen." Diese
Rede |