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Als am 22. September 2004 der Aufsichtsratsvorsitzende der Deutschen Bahn AG erklärte, der Börsengang finde nicht im Frühjahr 2006 statt, atmeten viele auf. Zum selben Zeitpunkt erklärten zwei Unternehmerverbände und mehrere Parteienvertreter, im Fall eines Börsengangs der Bahn müssten die Schienenwege Eigentum des Bundes bleiben. Viele hofften, der Staat werde nun seine Gesamtverantwortung für den Schienenverkehr wahrnehmen. Tatsächlich betonen Bahnvorstand und Bundesregierung, der Börsengang sei nur aufgeschoben. Diejenigen, die eine Trennung von Fahrweg und Betrieb fordern, sehen darin die Voraussetzung für eine beschleunigte Privatisierung des Schienenverkehrs. Gleichzeitig setzt der Vorstand der Deutschen Bahn AG seine Politik zur Ausgliederung und Privatisierung von Teilen der Bahn fort: so im Fall der Bahnstromversorgung, bei der Fährgesellschaft Scandlines und der Güterverkehrssparte Railion/Stinnes. Das AktionsBündnis Bahn für alle, getragen von attac, Robin Wood, die Basisinitiative Bahn von unten in TRANSNET und der Bahnexpertengruppe Bürgerbahn statt Börsenbahn, will die gewonnene Zeit für eine breit angelegte Kampagne im Interesse von Bahn, Fahrgästen und Beschäftigten nutzen. Das AktionsBündnis richtet sich sowohl gegen die Privatisierung des Bahnbetriebs, der Trassen und der Bahnhöfe, wie auch gegen die fortgesetzte Zerschlagung der einheitlichen Struktur der Bahn. Wir setzen uns für eine Bahn im Gemeinwohlinteresse ein. Warum ist uns eine Bahn in öffentlichem Eigentum so wichtig? Es geht 1. Demokratische Verfügung über den Schienenverkehr Die Eisenbahn stellt eine Transportform dar, die von mehreren Generationen Steuerzahlenden, von Hunderttausenden Arbeitskräften im Bahnbau und Beschäftigten bei den Eisenbahnen in mehr als einem Jahrhundert aufgebaut wurde. Die Bahn gehört damit zum öffentlichen Vermögen und ist Teil der Grundvorsorge des Gemeinwesens. Für Unterhalt und Ausbau des Schienennetzes zahlt der Bund derzeit jährlich vier Milliarden Euro. Zusätzlich wird der Schienenbetrieb wird pro Jahr mit rund 7 Milliarden Euro Bundesmittel kofinanziert (insbesondere über die Regionalisierungsgelder für den Nahverkehr). Hinzu kommen Zahlungen von Ländern, Kreisen und Kommunen (z.B. im Rahmen der Bahnhofsanierungen). Der Bahnbeirat der DB AG erwartet im Fall eines Börsengangs für eine erste Tranche Einnahmen des Bundes in Höhe von zwei Milliarden Euro. Insgesamt würde der Verkauf des Bahnbetriebs nach unterschiedlichen Schätzungen bis zu 10 Milliarden Euro bringen. Das heißt, die erwarteten gesamten Einnahmen lägen noch unter denen, die pro Jahr von den Steuerzahlenden für die Bahn aufgebracht werden und die auch nach einer Privatisierung aufgebracht werden müssten, wenn der Schienenverkehr wenigstens in der bisherigen Form aufrecht erhalten werden soll. Bilanz: Jede Bahnprivatisierung kommt einem Ausverkauf von öffentlichem Vermögen gleich. Damit wird die demokratische Verfügungsgewalt über eine entscheidende Infrastruktur aufgegeben. Im Fall einer Privatisierung gehen die zukünftig weiter notwendigen Steuergelder für die Schiene als Subventionen an private Eigner ohne wirksame Kontrollmöglichkeiten. 2. Funktionsfähigkeit des Gesamtsystems Schiene Infrastruktur und Betrieb bilden bei der Eisenbahn eine Einheit. Wird diese getrennt, so werden der Betrieb ineffizient und die Sicherheit gefährdet. Dies unterstreichen sowohl die Geschichte der Eisenbahn wie die aktuelle Situation von Bahnen, bei denen diese Trennung vollzogen wurde (Beispiel Großbritannien). Wenn die Trassen beim Bund bleiben würden, der Betrieb jedoch privatisiert würde käme es ebenfalls zu einer Trennung der Verzahnung Rad-Schiene. Im Fall einer Konkurrenz im Bahnbetrieb überwiegen ebenfalls die negativen Aspekte: Je mehr Betreiber es gibt, desto mehr werden Grundstandards bei Fahrplan, Tarifsstruktur und Sicherheit gefährdet. Schon heute haben wichtige Bestandteile der Tarife der Deutschen Bahn AG (wie die BahnCard) bei den privaten Betreibern keine Gültigkeit. Bereits jetzt sind die Fahrpläne von DB AG und Privaten nicht aufeinander abgestimmt. Dort wo, wie in Großbritannien, eine umfassende Privatisierung des Bahnbetriebs erfolgte, gibt es keine abgestimmten Fahrpläne und ein Chaos bei den Tarifen. Bilanz: Privatisierung der Bahn als Ganzes oder nur des Bahnbetriebs reduziert die Effizienz des Gesamtsystems Schiene, gefährdet die Sicherheit und ist kundenfeindlich. 3. Sinnvolle Arbeitsplätze Seit Beginn der Bahnreform 1994 und bis 2004 wurden bei der DB AG 170.000 Arbeitsplätze abgebaut. Weitere 30.000 wurden in der Bahnindustrie zerstört. Es gibt kaum einen anderen Bereich mit einer solch hohen Zahl abgebauter Arbeitsplätze. Es handelt sich dabei nicht um sinnvolle Sparmaßnahmen. Vielfach muss die Bahn die Leistungen, die früher Bahnbeschäftigte ausübten, anderswo und oft teurer, einkaufen. Vor allem aber führte der radikale Belegschaftsabbau zu erheblichen Verschlechterungen beim Service und zu einer Gefährdung der Sicherheit. Überall dort, wo Private auf den Plan traten, kam es zu einem Abbau des Lohn- und Gehaltsniveaus. Dabei verdient bei der DB AG ein verheirateter Lokführer bzw. eine verheiratete Lokführerin inklusive aller Zulagen netto nur 1800 Euro. Inzwischen fordert der Bahnvorstand die Rückkehr zur 40-Stundenwoche ohne Lohnausgleich. Schlechte Bezahlung, unzumutbare Arbeitsbedingungen und Angst um den Arbeitsplatz sind Faktoren, die das Betriebsklima und die Qualität des Service verschlechtern. Bilanz: Bereits die Bahnreform offiziell die Vorbereitung auf die Privatisierung hat in unverantwortlicher Weise zu einem Belegschaftsabbau geführt. Eine Privatisierung wird und soll diesen Prozess verstärken. Das ist kundenfeindlich, gefährdet die Sicherheit und untergräbt eine effiziente Funktionsweise der Bahn. 4. Günstige Bahnpreise und ein guter Service Seit Beginn der Bahnreform hat sich der Preisindex für Bahnfahren um mehr als 25 Prozent erhöht teilweise durch direkte Tarifanhebungen, teilweise durch Zwang zum Umsteigen auf teurere Zuggattungen. Ein Ende 2002 eingeführtes neues Bahnpreissystem, das in Teilen weiter besteht, zerstörte Systemvorteile des Schienenverkehrs, indem für preisgünstiges Bahnfahren ein Zwang zu Vorausbuchungen eingeführt wurde. Die BahnCard 50 und die Netzkarte (BahnCard 100) werden überteuert angeboten und teilweise durch Schnäppchenpreise konterkariert, so dass sie nicht als allgemeine Mobilitätskarten wirken. Im Dezember 2004 treten neue Bahnpreiserhöhungen in Kraft; weitere IC-Verbindungen werden gestrichen und erneut die Fahrgäste zum Umstieg in den ICE gezwungen. Bahnfahren wird nochmals deutlich teurer. Die Investitionen bei der Bahn konzentrieren sich weiterhin auf Hochgeschwindigkeitsstrecken und den Ausbau weniger großer Bahnhöfe zu Geschäftswelten mit (möglichem) Gleisanschluß. Insgesamt jedoch verschlechtert sich der Service für den normalen Bahnkunden. Unbesetzte Schalter, geschlossene Bahnhöfe, teilweise überfüllte und oftmals unpünktliche Züge sowie gestresste Bahnbeschäftigte prägen das Bild der Eisenbahn. Das Bahnmanagement will diesen kundenfeindlichen Kurs verschärfen, u.a. mit einem beschleunigten Personalabbau. Bilanz: Den durchschnittlichen Bahnkunden kommt das Bahnfahren bereits heute überproportional teuer, während ihm gleichzeitig ein unzureichender Service geboten wird. Im Fall des Börsengangs wird die Bahnkundschaft mit teuren Fahrkarten private Gewinne finanzieren. 5. Schutz von Klima, Umwelt und Menschen Die Orientierung auf eine Zerschlagung und Privatisierung der Bahn verhöhnt das längst erreichte Umweltbewusstsein. Im ersten Jahrzehnt der Bahnreform (1994 2004) wurden dutzende mittelgroße und große Städte vom Schienenfernverkehr abgehängt. Die populäre und preisgünstige Zuggattung Interregio wurde abgeschafft. Internationale Verbindungen nach Mittel- und Osteuropa und Skandinavien wurden gekappt. Die Zahl der Gleisanschlüsse (Industriegleise) hat sich halbiert. In der Folge verlor der Schienenverkehr im Personenverkehr und im Güterverkehr weitere Marktanteile. Dieser Prozess wird sich mit einer Privatisierung verstärken, weil Synergieeffekte die Vorteile eines kombinierten Nah-, Fern- und Güterverkehrs verloren gehen, der Regionalverkehr noch mehr vernachlässigt wird und die falsche Konzentration auf den Hochgeschwindigkeitsverkehr verstärkt wird. Dabei lautete das Ziel der Bahnreform Mehr Verkehr auf die Schiene. Bilanz: Bahnreform, Filetierung und Privatisierung der Eisenbahn schwächen ausgerechnet den umweltfreundlichsten Verkehrsträger. 6. Friedensfähigkeit Die Weltwirtschaft ist in einem Maß auf Rohöl ausgerichtet, die unverantwortlich und rücksichtslos gegenüber späteren Generationen ist. Der Verkehr mit Pkw, Lkw und Flugzeugen spielt dabei eine entscheidende Rolle. Wir wissen alle, dass die Ölreserven begrenzt sind. Der Kampf um diese knappen und regional konzentrierten Ölreserven bildet längst den Hintergrund für Aufrüstung und Kriege. Bilanz: Auto und Flugzeug als Massenverkehrsmittel fressen in kürzester Zeit die knappen Weltvorräte an Erdöl auf. Sie schaffen so einen verheerenden Sachzwang, die Stillung des Öldurstes militärisch abzusichern. Nur eine Verkehrswende mit der Orientierung auf Verkehrsvermeidung und die Verlagerung von großen Teilen des verbleibenden Verkehrs auf die energieeffiziente Bahn bietet eine realistische Alternative zur Abhängigkeit vom Öl. Daher muss die Bahn als Gesamtsystem für alle erhalten und ausgebaut, statt für kurzfristige Einzelinteressen ausgeschlachtet werden. Wer wir sind und was wir tun Das AktionsBündnis Bahn für alle will Umweltbewegung, Fahrgastverbände, Gewerkschaften und die Friedensbewegung dafür gewinnen, mit lokalen und bundesweiten Aktionen gegen die Zerschlagung und Privatisierung der Deutschen Bahn AG aktiv zu werden. Das AktionsBündnis Bahn für alle fordert dazu auf, sich für eine wirkliche Verkehrswende, für eine konsequente Politik für die Schiene und damit für eine Bahn für alle zu engagieren. Initiative "Bahn von unten" "Bahn von unten" ist eine bundesweite Initiative engagierter Gewerkschafter der TRANSNET. Sie ist hervorgegangen aus einer Diskussion in der Ortsverwaltung Frankfurt am Main der TRANSNET im Jahr 2000. Der Gründungsaufruf (siehe Anhang der Broschüre) wurde von zahlreichen Betriebsräten aus dem Bahnkonzern unterstützt. Ausgangspunkt für die Gründung ist die Sorge um die Zukunft der Bahn und der Gewerkschaft. Die Initiative versucht klare gewerkschaftliche Standpunkte zu entwickeln und mit diesen die Diskussionen in den gewerkschaftlichen Gremien zu bereichern. Der Vorsitzende der TRANSNET Norbert Hansen bezeichnete die Gründung der Initiative noch vor einigen Jahren als Ausdruck dafür, "dass die innergewerkschaftliche Demokratie funktioniert ..." Die Initiative genießt innerhalb der Kolleginnen und Kollegen inzwischen ein hohes Ansehen, was zahlreiche Reaktionen auf die Aktivitäten belegen. Aktuellster Ausdruck der Einflussmöglichkeiten ist bspw. der Beschluss gegen den Börsengang der DB AG der Bundesbetriebsrätekonferenz im Frühjahr 2004, welcher von Aktivisten der Initiative "Bahn von unten" initiiert wurde. www.bahnvonunten.de Bürgerbahn statt Börsenbahn (BsB) BsB ist ein Kreis von Bahnexperten, verbunden durch verkehrspolitische Fachkenntnis, gekennzeichnet von Leidenschaft für die Bahn und der Kritik am Börsengang der Deutschen Bahn AG. BsB ist das engagierteste Fachleutebündnis für eine bessere Bahn. Wir kooperieren mit den umweltorientierten Verkehrs- und Bahnverbänden und engagieren uns für ein breites gesellschaftliches Bündnis für eine Flächenbahn als Alternative zu Schrumpfbahn und Börsenwahn. www.buergerbahn-statt-boersenbahn.de attac Deutschland Seit den Protesten in Genua für eine soziale und ökologische Globalisierung ist die globalisierungskritische Bewegung in aller Munde. 200.000 Menschen sind für soziale und ökologische Gerechtigkeit im Globalisierungsprozess auf die Straßen gegangen. Ihr Protest richtete sich gegen die weltweit wachsende soziale Ungleichheit, gegen eine Globalisierung, die nur an mächtigen Wirtschaftsinteressen orientiert ist. Mit 90.000 Mitgliedern in 50 Ländern versteht sich Attac als Teil dieser globalen Bewegung. Auch in Deutschland bildet Attac ein breites gesellschaftliches Bündnis, das von ver.di und der GEW über den BUND und Pax Christi bis zu kapitalismuskritischen Gruppen unterstützt wird. www.attac.de/privatisierung Robin Wood 1982 schlossen sich ein Dutzend UmweltschützerInnen zusammen, weil sie dem lautlosen Sterben der Wälder nicht länger tatenlos zusehen wollten. Sie nannten sich - inspiriert von der legendären Figur des Robin Hood ROBIN WOOD, und zogen aus, um als "Rächer der Entlaubten" gewaltfrei in Aktion zu treten. Zu Beginn war vor allem der saure Regen das Thema von ROBIN WOOD. So mancher Schornstein wurde von den Umweltkletterern besetzt und mit Mahnung und Protest garniert. Die Idee, selber für die Umwelt aktiv zu werden, war ansteckend. Mittlerweile hat der Verein rund 2.300 Mitglieder, in rund 20 Städten arbeiten Regionalgruppen. Weitere Themen sind hinzugekommen: ROBIN WOOD arbeitet gegen die Zerstörung der Wälder und Tropenwälder, gegen Energieverschwendung und für eine vernünftige Verkehrspolitik. Ob ROBIN WOOD den Stromkonzernen auf's Dach steigt oder der Regierung mit einem großen Transparent unübersehbar die Meinung sagt - die ROBIN WOOD-Aktiven sind in ihrer Freizeit dabei. Die Arbeit des Vereins - spektakuläre Aktionen, aber auch Informationsstände, Vorträge und Veröffentlichungen - wird ganz überwiegend von ehrenamtlichen MitarbeiterInnen getragen. www.robinwood.de www.bahn-fuer-alle.de |
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