Ein Aufruf mehrerer Bahngewerkschaften: |
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Vor 15 Jahren
begannen die europäischen Regierungen den Prozess der Liberalisierung und Privatisierung
der europäischen Eisenbahnen. 1991 wurde die Richtlinie 91-440 erlassen, die den ersten
Angriff auf die Staatsbahnen darstellte. Eisenbahnerstreiks
in verschiedenen Ländern haben über mehrere Jahre hinweg gezeigt, dass Widerstand
möglich ist. Aber im Angesicht von Regierungen, Arbeitgebern und Kapitalisten, die keine
Staatengrenzen respektieren, haben die Gewerkschaften insgesamt keine
internationalistische Gegenwehr zustande gebracht. 1992 wurde zwar ein eintägiger
europaweiter Streik organisiert, und sonst nichts mehr. Der Europäische Gewerkschaftsbund
hat sich trotz seiner potenziellen Stärke bislang geweigert, Abwehrkämpfe und
europaweite Streiks zu organisieren und zu koordinieren. Wir brauchen
kämpferische Gewerkschaften, die kollektive Aktionen auf die Tagesordnung setzen und
nicht dem Irrglauben anhängen, dass der Kapitalismus die einzige mögliche Organisations-
und Gesellschaftsform sei. Wir brauchen konkrete Vorschläge für die Entwicklung der
öffentlichen Dienstleistungen und internationale Aktion. Dazu haben wir in den letzten
Jahren ein gewerkschaftliches Netzwerk aufgebaut. Es hat sich entwickelt aus
Veranstaltungen wie Sozialforen, Internationalen Märschen gegen Arbeitslosigkeit und vor
allem durch alltägliche Kämpfe, Informationsaustausch, die Organisation von Streiks und
internationale Demonstrationen. Für den 18.
März 2003 haben die Gewerkschaften RMT (Großbritannien), SUD-rail (Frankreich), ORSA -
SULT - CUB (Italien), CGT (Spanien), SAC (Schweden) zu einem europaweiten
Eisenbahnerstreik aufgerufen. Der März 2003 war für die europäischen Eisenbahnen ein
bedeutsamer Tag: Es war der Zeitpunkt, den nationale Regierungen, das Europäische
Parlament und die Europäische Kommission gewählt hatten, um den europäischen
Schienengüterverkehr für den Wettbewerb zu öffnen und somit privaten Bahngesellschaften
den Zugang zu unseren öffentlichen Schienennetzen zu ermöglichen. Dies war erst
der Anfang, denn auf die Umsetzung des so genannten ersten Eisenbahnpakets
folgte ein zweites Paket, das den Liberalisierungsprozess beschleunigte und
ein drittes Paket, das die Liberalisierung auch auf den Personenverkehr
ausdehnt. Die Bilanz der
Privatisierung/Liberalisierung ist katastrophal. Europaweite Gegenwehr ist notwendig.
Diese Politik
der Privatisierung und Liberalisierung führt zu wiederholten Tragödien, vielen hundert
Todesopfern und Schwerverletzten im Namen der wirtschaftlichen Effizienz. Sie
stellt das gewerkschaftliche Streikrecht und die durch gewerkschaftlichen Kampf
erkämpften Fortschritte in Frage. Die Folge sind Massenarbeitslosigkeit und zunehmende
prekäre Beschäftigungsverhältnisse. Angesichts
dieser Offensive des privaten Sektors benutzen die historischen
Bahnbetreibergesellschaften die gleichen Waffen: genau so wie die Firmen im privaten
Sektor verschärfen sie den Konkurrenzkampf der europäischen Staatsbahnen untereinander.
Letztlich sind sie bereit, die Rechte der Eisenbahner zu untergraben, die Sicherheit ihrer
Fahrgäste einzuschränken, das Selbstverständnis eines öffentlichen
Dienstleistungsunternehmens und die Regionalplanung aufzugeben. Die Eisenbahnpakete
stehen im Einklang mit anderen europäischen Verträgen, die sie uns aufzwingen wollen:
den Richtlinien zum ÖPNV, die eine Privatisierung des Öffentlichen Nahverkehrs zur Folge
haben, ebenso der Bolkestein-Richtlinie, die schlicht und einfach das Ende aller
öffentlichen Dienstleitungen zum Ziel hat und das Sozialdumping institutionalisiert, und
auch mit dem Europäischen Verfassungsvertrag, der in den Volksabstimmungen in Frankreich
und den Niederlanden abgelehnt wurde und den auch viele Arbeiterorganisationen in Europa
ablehnen.. Ein anderes
Eisenbahn-Europa ist möglich! Unsere
Gewerkschaften SUD Rail (Frankreich), CGT (Spanien), ORSA (Italien), SULT (Italien), CUB
(Italien), SAC (Schweden), LAB (Baskenland) haben sich für eine breite und konkrete
internationale Aktion entschieden mit der Zielsetzung, die kapitalistischen
Gelüste auf den Eisenbahnbereich zurückzudrängen. Bei den
Staatsbahnen muss das öffentliche Eigentum verteidigt werden, wenn wir das
Recht aller Menschen auf erschwinglichen und sicheren öffentlichen Verkehr verteidigen
wollen. Ein anderes
Eisenbahn-Europa ist möglich, in dem soziale Rechte, Arbeitsbedingungen, Sicherheit,
öffentliche Dienstleistungen, Streikrecht und gewerkschaftliche Rechte und Freiheiten
geschützt sind. Wir rufen alle
Gewerkschaften in Europa auf: Schließt Euch unserer Initiative an. Am 2. März tagen die europäischen
Verkehrsminister. Sind wir als
europäische Gewerkschaften am 2. März in der Lage, einen vereinten internationalen
Streik zu organisieren? |
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