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Jetzt reicht es: |
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Eine besorgte Kollegin reagiert spontan auf die
Nachricht über Milliardendefizit und Mehdorns Idee eines Teilverkaufs! Rückmeldungen und Meinungen von Kolleg(inn)en sind erwünscht! |
Die letzten Meldungen können uns den
Schlaf rauben. Was wir hinter vorgehaltener Hand gehört haben, wird jetzt amtlich
verkündet: Herr Mehdorn sagt: "Von der Logik her wäre ein Teilverkauf von zunächst
20 oder 25% absolut sinnvoll. Das brächte notwendiges Geld in die Kasse, um vieles in
Ordnung zu bringen." Warum
diese systematische Zerschlagung und Zerstörung der Bahn in den letzten Jahren? Dass die
Bahnwelt schon vor der Privatisierung 1994 nicht in Ordnung war, wissen wir. Aber woher
kommen denn die Probleme, die sich immer weiter zuigespitzt haben? · Seit Jahrzehnten wird hierzulande der Schienenverkehr
benachteiligt und dafür der Verkehr auf der Straße und in der Luft von der Politik
massiv gefördert. · Vor fast sieben Jahren sollte die von der Kohl-Regierung mit SPD-Unterstützung beschlossene erste Stufe der Bahn-Privatisierung (Umwandlung von Bundesbahn und Reichsbahn zur Deutschen Bahn AG zum 1.1.1994) die Bahn unternehmerisch flexibler machen und mehr Verkehr auf die Schiene ziehen. Die Bilanz ist ernüchternd. Alleim Anschein nach setzt das Mehdorn-Management nur noch auf die kleine feine Fernbahn mit ICE-Schnellverbindungen. · Wie anderswo auch bedeutete bei der Bahn die Privatisierung
zunächst einmal höhere Managersaläre und gleichzeitig schlechtere tarifliche Leistungen
für die neu eingestellten Eisenbahner(innen). Manager kommen und gehen - und kassieren
satte Abfindungssummen. Erfahrene und technisch versierte Eisenbahner(innen) werden von
Juristen, Betriebswirtschaftlern und Unternehmensberatern zur Seite gedrängt und in
vielen Fällen in den Vorruhestand gedrängt. · Die Aufgliederung des DBAG-Konzerns in verschiedene Unternehmenssparten und insgesamt 186 "Töchter" hat nicht weniger, sondern mehr Bürokratie und Koordinierungsmängel gebracht. · Ein Teil der von Mehdorn aufgeführten Defizite ist hausgemacht und geht auf das Konto von Fehlplanungen, überdimensionierten Bauprojekten etwa bei Schnellstrecken und horrenden Honoraren für externe Unternehmensberater, die mit ihren Umstrukturierungsplänen die Eisenbahner(innen) extrem verunsichern und ihnen die letzte Motivation rauben. · Wieviele unsinnige Einkäufe musste die
Bahn tätigen? Einige Firmen mussten unbedingt Aufträge erhalten, da haben sich
einflußreiche Kräfte immer wieder der Bahn bedient, um uns später vorzuwerfen, dass
bestimmte Materialien nicht gut eingekauft wurden... · Da waren die "Propheten" die uns
- noch vor 3 Jahren - die DBKom als die zukünftige Geldquelle angepriesen haben. Jetzt
fliessen die Gelder - nur wohin? Aus der DBKom wurde ARCOR. Die Bahn hat Ihre Anteile bis
auf eine Kleinigkeit an Mannesmann verkauft. Dafür hat ARCOR erträgliche Verträge mit
der Bahn abgeschlossen und sahnt nun ab. Wer hat das zu verantworten? Wer wurde dafür
belangt, dass Tafelsilber verscherbelt wurde? Soviel zur tollen Strategie der
Privatisierer. · Auf der anderen Seite erlaubt sich die Bahn
- vor allem bei Cargo und Regio - das Marketing zu vernachlässigen, als ob wir es nicht
nötig hätten und die Kunden uns die Türe einrennen würden. Manchen drängt sich der
Eindruck auf, hier werde von allerhöchster Stelle bewußt darauf spekuliert, daß Kunden
abspringen und dann ein Vorwand zum Stillegen oder Abstoßen einer Nebenstrecke geschaffen
wird. · Herr Mehdorn soll dazu eine befremdliche
Theorie zum Besten gegeben haben, wonach notfalls alles zu einem Haufen Asche zerfällt
... aber aus der Asche könnte Humus für ein neues Pflänzlein werden. Wie
"beruhigend"! Es
ist genug!
Lassen wir uns
nicht von der Propaganda blenden. Das Beispiel der angeblich so profitablen Bahnen in den
USA und England ist bei näherer Betrachtung abschreckend genug. Es kann in diesen
Ländern nicht von "der BAHN" gesprochen werden.
Eine besorgte
Kollegin 6. November 2000 |
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