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"Der
Hauptvorstand wollte einen Vollstreik unbedingt vermeiden..."
Der
Tarifabschluß ist natürlich ein Kompromiß. Davon gibt es aber zwei grundlegende Arten,
nämlich diejenigen, bei denen die Kraft der gewerkschaftlich organisierten Kollegen in
die Wagschale gelegt wird und die rein am Verhandlungstisch entstandenen. Letztere sind in
der Regel die faulen Kompromisse. Und so einen haben wir jetzt vor uns.
Materiell ist die Lohnerhöhung nicht ausreichend, das sehen auch alle Kollegen so, mit
denen ich heute im Werk reden konnte. Vor allem die Einmalzahlungen für dieses Jahr
liegen unter der 2%-Grenze. Die 3,2%, die dann folgen, gibt es auch nur für den kürzeren
Zeitraum von zehn Monaten. Gerade angesichts der von der Regierung angekündigten
finanziellen Belastungen für die Beschäftigten ist das zu wenig und die Laufzeit immer
noch zu lang.
Die Warnstreiks waren vom Umfang und der Auswirkung auf allerunterster Ebene gehalten,
haben aber trotzdem gezeigt, daß die Kollegen bereit waren zu kämpfen. In
Hamburg-Langenfelde, wo ein Werk in den Warnstreik trat, solidarisierten sich sofort die
Kollegen der Mitropa/NGG und die BRG-Kollegen und streikten mit, obwohl sie keine
Tarifrunde haben. Ich meine aber, daß ein Vollstreik von Seiten des Hauptvorstands, des
Bahnmanagements und der Regierung unbedingt vermieden werden sollte. In Zeiten des
umfassenden Abbaus von sozialen Errungenschaften und Arbeitnehmerrechten hätte er ein
Signal gesetzt und eine Eigendynamik bekommen können, die nicht erwünscht ist. Dem
entspricht auch der Auftritt von Norbert Hansen in der ARD am Sonntag (Christiansen) bei
dem er sehr betonte, es müsse gerecht zugehen beim "Sparen" und nicht einseitig
zu Lasten der Beschäftigten.
Außerdem schreibt der Bahnvorstand, es sei eine Vereinbarung getroffen worden, weiterhin
über regional- und branchenunterschiedliche Tarife zu verhandeln analog zum stillgelegten
Ergänzungstarif Regio.
Mein erstes Fazit lautet: Der Abschluß liegt nach wie vor auf der Linie, mitzugestalten
ohne einen ernsthaften Konflikt mit dem Bahnmanagement und dem Bund als Eigentümer der AG
zu riskieren. Offenbar hat die Unzufriedenheit und der Kampfwille der
Belegschaft noch nicht ausgereicht, so daß man darüberhinweggehen konnte und das
Ergebnis ist nicht so mies, daß der Protest wieder aufflammt.
Unser Augenmerk sollt darauf liegen, die engagierten Kollegen zu bestärken, jetzt erst
recht gegen den Privatisierungskurs, gegen Börsengang und die umfassenden
Rationalisierungsmaßnahmen aktiv und gegen die Umverteilungspolitik der Regierung zu
sein.
Unser Auftritt in Berlin war nicht schlecht und ist bei vielen Kollegen positiv
angekommen.
Gruß, Bernd.
Hallo und Guten Tag,
der Tarifabschluss ist annehmbar. Man müsste mal genau ausrechnen, was die zwei mal 200
an Prozenten sind. Die 3,2% gelten ja auch erst ab dem 01.05.2004, das müsste man
auch mal ausrechnen. Mal sehen wie der Bahnvorstand jetzt mit der GDL umgeht, es wäre ein
Schlag ins Gesicht der Verhandlungsgemeinschaft, wenn er denen mehr anbieten würde.
Zur Demo ist soviel zusagen: es war eine beeindrukende Kulisse. Die ganze Sache war nur zu
langatmig. Der erste Teil ok, aber dann so intensiv auf den Irakkrieg einzugehen und dann
erst den Verhandlungsführer Alex Kirchner zu Wort kommen zu lassen, war nicht nach meinem
Geschmack. Ich habe auch nicht verkehrt gelegen, denn wer in Berlin war, hat gesehen, wie
viele Kolleginnen und Kollegen vorzeitig den Platz verlassen haben. Ich hätte mir auch
gewünscht, so wie bei der Werkedemo in 2001, das wir den Verkehr am Potzdamer Platz lahm
legen und nicht auf die andere Seite des Glaskasten wechseln.
Wir von der Initiative haben mit unseren Flugblatt einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Ich habe auf dem Platz und auch auf der Fahrt nur positives über das Flugblatt gehört.
Schöne Grüße
Werner
Anbei meine Meinung:
Tarifabschluß:
1.) M. E. wollte weder der Hauptvorstand noch der Bahnvorstand einen Arbeitskampf. Davon
ausgehend ist das erzielte Ergebnis ein Kompromiß, der unter den gegebenen Bedingungen
ein wahrscheilich höchst mögliches Ergebnis auf Verhandlungsbasis zum Ausdruck bringt.
2.) Wenn man bedenkt, daß die Streikaktionen und die Kundgebung vergleichsweise zahme
Gegenwehr der Kollegen gewesen sind, aber das Angebot des Bahnvorstandes und das Denken
des Hauptvorstandes bereits deutlich beeinflußt haben, dann muß man sagen: ein
Vollstreik hätte den Abschluß verbessern können. Er hätte dazu geführt, daß die
Kollegen die Kraft der Vereinigung entdecken.
3.) Die Gewerkschaften (Vorstände) haben das Ergebnis dennoch negativ beeinflußt, indem
sie unzeitgemäß als reine "Tarifmaschinen" aber nicht als politische
Organisationen in Erscheinung getreten sind. Das Ergebnis ist Ausdruck der
Kampfereitschaft der Kollegen, der man ein Zugeständnis machen mußte - auch, um sie von
daher erneut unter Druck zu setzen.
4.) Es muß deutlich gemacht werden, daß das Ergebnis zeigt: a) Basisprotest hat Wirkung
b) die Kraft liegt in der Vereinigung c) die Kraft wäre beim gemeinsamen Handeln aller
Bahngewerkschaften vervielfacht worden e) der Flächentarifvertrag ist dringender denn je
nötig f) der Kampf darf nicht nachlassen - Privatisierung bedeutet permanenten Kampf von
Oben wie von Unten (z. B. Angleichung Ost-West).
5.) Bitte prüfen, ob der Abschluß inhaltlich alle Forderungen aufgreift, die von der
Gewerkschaft kamen.
Demo:
1.) In erster Linie ein Zugeständnis an die Wut der Kollegen. Kampfbereitschaft war
erkennbar. Norbert Hansen bemühte sich, den Druck zu kanalisieren (abzufangen und zu
dämpfen). Bei Alex Kirchner war das etwas anders. Prima der Auftritt der Kollegen aus GB.
Ein Aktionsprogramm internationaler Art wäre zeitgemäß gewesen. Auf die Bundesregierung
kann man nicht setzen (siehe Schröder-Rede im Bundestag am 14. März).
2.) Nicht zulassen, daß aus der Aktion ein Argument gemacht wird: "Wir wollen, aber
die Kollegen nicht."
3.) Bahn von unten hat sich bestens geschlagen!!! Weiterhin die Dinge beim Namen nennen
und unser Programm (siehe Flugblatt) verwirklichen. Hier entwickelt sich etwas.
Gruß
Herbert
Also ich halte die Redebeiträge, insbesondere
von Norbert Hansen, nicht nach vorne weisend. Sein Beitrag blieb allgemein - ohne
Konsequenzen im Handeln für die Eisenbahner. Im Gegenteil, im 2.Teil des Beitrages von
Hansen, fand ich es eine Katastrophe auf den Irak-Krieg abzulenken (die zudem noch
chauvinistisch war) und dabei den Schröder als Friedenskanzler zu bezeichnen - dass
angesichts seiner Regierungsansprache am Vormittag die sich nur gegen die
Arbeiterrechte richtete. Dies musste Hansen in den wichtigsten Punkten bekannt gewesen
sein.
Die Teilnehmerzahl an der Kundgebung von 15.000 halte ich für viel zu hoch. M. E. waren
es kaum 5000 gewesen. Die Rede von Hansen hat die Eisenbahner keinen neuen Kampfesmut
gegeben,
zumal am Samstag das Tarifergebnis feststand, dass sicherlich unter den Erwartungen vieler
Eisenbahner lag. Ein wirklicher Kampf/Streik war von der Transnet nicht gewollt - nein sie
wollten schnell einlenken, bevor sich die Arbeiter sich zum Kampf erheben.
Gruß
Michael
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Unser Flugblatt zum 14. März 2003 als pdf-Datei
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