Bericht von 16. Gewerkschaftstag 
der Transnet Gewerkschaft GdED

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Ein großes Arbeitspensum erledigten die Delegierten der Transnet. Mit über 350 Anträgen und den Vorstands- Ausschuss- und Kommissionswahlen war die Tagesordnung gut gefüllt.

Es war augenfällig, daß unter der Führung von Norbert Hansen (seit 1999, wiedergewählt mit 99,4%) ein neuer Wind in dieser Gewerkschaft weht. Es gibt zwar keine Suche nach einer Systemalternative, nicht einmal eine Systemauseinandersetzung, aber das war realistisch gesehen auch nicht zu erwarten.

Die Transnet definiert ihre Aufgabe als größte Mobilitätsgewerkschaft Europas insbesondere als Verteidiger der Bahn im Interesse der Mitarbeiter und der Gesamtbevölkerung inkl. der Wirtschaft.

Es erübrigt sich auf die Reden der Gäste näher einzugehen. Der Vorstandsvorsitzende der DB AG Mehdorn hielt seinen üblichen Bla bla. Dabei besaß er die Dreistigkeit die Delegierten glattweg anzulügen. Zu dem von der Presse schon veröffentlichten McKinsey Papier, wonach bis 2015 das Personal erneut halbiert werden soll sagte er: „Das ist Unsinn, das simmt nicht, das kann man von uns nicht haben und das ist auch nirgendwo in irgendeiner Form belegt.“ Bis Mittwoch konnte sich Norbert Hansen das Papier von der Presse besorgen, und genau das steht drin.

Der neue Verkehrsminister Kurt Bodewig gab eine schwache Vorstellung, von da sind ebenfalls keine Weichenstellungen zu einer sozial- und umweltverträglichen Verkehrspolitik zu erwarten. Dafür teilte er mit dass der von der Kohlregierung beschlossene Verkauf der Eisenbahnerwohnungen (wofür die CDU schon eine Millionenspende erhalten hat) „nach intensiver Überlegung“ die neue Regierung jetzt durchführt. Dabei strömte ihm nicht einmal Schamesröte ins Gesicht als er sagte: „Wir werden die Schutzrechte für die Mieter verbessern, d.h. die Mieter werden nach der Privatisierung besser dastehen als vorher.“

Anders sah das insbesondere bei Norbert Hansen aus. Auch wenn er in weiten Bereichen eine ganz andere Vorstellung von Verkehrs- und Bahnpolitik hat als die Linke. Insbesondere hinterfragt er nicht die Privatisierung der Bahn. Seinen Reden sind aber viele wichtige, positive Ideen, Vorstellung und Inhalte zu entnehmen.

So setzte er an den Anfang seiner Grundsatzrede den Antifaschismus unter der Überschrift „Du und ich, wir sind alle Ausländer“. Es war zu spüren daß er es sehr ernst meint und keine Sonntagsrede hält wenn er sagt: “Mit Abscheu beklagen wir die menschenverachtenden, rechtsextremistischen Positionen und Gewalttaten.... Geradezu unerträglich finde ich, liebe Kolleginnen und Kollegen, daß diese rechtsextremistischen Gedanken sogar vereinzelt bei unseren Mitgliedern anzutreffen sind....Kolleginnen und Kollegen, mit dieser Gesinnung gibt es keinen Platz in der Gewerkschaft.“ So beschlossen die Delegierten dann auch eine Satzungsänderung die es ermöglicht Faschisten aus der Transnet auszuschließen.

Unter der Überschrift „Mit der Transnet spurt der Verkehr“ beschäftigte er sich mit der Verkehrspolitik und der Bahnreform. So stellte er fest, dass die Bahnreform ihr Hauptziel mehr Verkehr auf die Schiene zu bringen nicht geschafft hat, dass der Anteil für die Bahn am Investitions-Etat des Verkehrsministerium seit 1994 um fast ein Drittel zurückgegangen ist, gleichzeitig einige Milliarden beim Bund nicht abgerufen wurden. 140 000 Arbeitsplätze wurden in den letzten sechs Jahren bei den Bahnen vernichtet.

Die DB Cargo (Güterverkehr) zieht sich von der Fläche zurück, gleichzeitig wird bis 2015 mit 80 % mehr Lkw-Verkehr gerechnet, wobei die OECD die Kosten der Dauerstaus auf den Straßen in Deutschland schon jetzt mit 200 Milliarden DM pro Jahr beziffert. Hansen bezeichnet das gegenwärtige Finanzierungssystem für das Schienennetz untauglich und fordert die volle Kostenübernahme des Fahrweges Schiene u.a. durch die Erhebung einer Schwerlastabgabe für Lkw unter dem Motto „40 Pfennig pro Streckenkilometer für die Umwelt und Verkehr müssen her“, sowie die sofortige Aufhebung der Wettbewerbsnachteile der Bahn. (Mineralöl- u. Ökosteuer, Mehrwertsteuer, BGS-Kosten)

Er fordert von der Bundesregierung ein klares Bekenntnis was sie will; eine kleine, feine Profitbahn oder ein umfassendes Mobilitätsnetz für Bürger und Wirtschaft.

Unter dem Überschrift „Mit uns den Markt erobern“ sagt er: „Im Bahnvorstand gibt es offenkundig einige Katastrophensüchtige.

Herr Mehdorn, mit diesen Maßnahmen führen Sie die Bahn in die Katastrophe:

-          Sie dünnen das Fernverkehrsangebot aus, streichen InterRegio-Züge

-          Sie konzentrieren sich auf ein kleines highspeed-Netz

-          Sie reduzieren radikal unsere Instandhaltungskapazitäten

-          Sie schließen oder verkaufen unsere Spezial-Werke

-          Sie ziehen sich aus dem Transportgeschäft im Güternahbereich zurück

-          Sie verscherbeln konzerneigene Serviceunternehmen

-          Sie werfen den bahneigenen Schiffsverkehr über Bord

-          Sie verabschieden sich schleichend aus den Nahverkehrs-Leistungen

-          Sie verlassen das Touristik Geschäft komplett

-          Sie legen keinen Wert auf strategische Beteiligungen

-          Sie vergeben Leistungen an Dritte, obwohl sie im Konzern selbst erbracht werden können.

Wir sagen dazu nein und nochmals nein. Kehren Sie um, nutzen Sie das Potential der Beschäftigten und denken Sie daran: Mitarbeiter sind kein Kostenfaktor, Mitarbeiter sind Vermögenswerte.“

Das hat leider alles noch Appellcharakter, aber es gibt neben problematischen Aussagen, insbesondere zur Arbeitszeit, auch langsam kämpferischere Aussagen die wohl auch ein Stück weit der im Mai gegründeten Initiative „Höchste Eisenbahn“ (siehe besonderen Artikel) zu verdanken sind.

Eins der großen Probleme die Transnet hat, ist die geringe Erfahrung mit Streiks und es besteht eine große Angst dass die Beschäftigten nicht mitziehen und damit die Kraft, die sie darstellt, delegitimiert wäre.

Trotzdem wurde ein Initiativantrag als Resolution einstimmig angenommen in dem es u.a. heißt: Bündelung des Protestes durch bundesweite Aktionen, z.B.:

-          an einem bestimmten Tag Betriebsversammlungen in jedem Wahlbetrieb bundesweit zum selben Thema

-          Bereitschaft zu Streiks über kurze Warnstreiks hinaus, 24stündig bzw. unbefristet

-          Koordinierung von Widerstandsaktionen gemeinsam mit anderen ebenfalls von Privatisierung und Deregulierung betroffenen Gewerkschaften

Hansen betonte und verteidigte noch einmal die Eigenständigkeit der Transnet (kein Zusammengehen mit ver.di), möchte aber innerhalb des DGB ein „Kompetenzcenter“ für Verkehr, Transport und Logistik schaffen. Interessant ist auch seine mehrmalige Aufforderung die Spaltung der Arbeiterbewegung durch die nach 45 gegründeten Beamtengewerkschaften „Verkehrsgewerkschaft GDBA“ und „Gewerkschaft der Lokführer (GdL)“ zu beenden. Wie weit da schon Gespräche stattgefunden haben, war nicht zu erfahren. Die jeweiligen Vorsitzenden sind der Einladung zum Gewerkschaftstag nicht gefolgt. Er forderte zu einer Einigungsbewegung von unten auf.

Wichtige weitere Beschlüsse und Veränderungen in der Satzung waren die Einführung einer Frauenquote in allen Bereichen in Höhe der anteiligen Mitgliedschaft; Bildung von ausschließlich ehrenamtlichen Vorständen (mit Ausnahmen); Stärkere Orientierung auf Vertrauenspersonen statt Fachgruppen. Es gab einen Aufruf zur Teilnahme an der Euro-Demonstration am 6. Dezember in Nizza und eine Solidaritätserklärung mit den europäischen Arbeitsloseninitiativen in der u.a. ein „Ende der unmenschlichen Abschiebepolitik der EU-Staaten“ gefordert wird.

Volker Jung

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