Zuschrift von
Norbert Hansen:
"Die innergewerkschaftliche Demokratie funktioniert"
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
mit Interesse "besuche" ich hin und wieder eure Homepage. Dass es kritische
Stimmen auch zur Politik der TRANSNET gibt finde ich gut. Das zeigt u.a.,
dass die innergewerkschaftliche Demokratie funktioniert und wir keine
Spalter zur Motivation brauchen.
Das jedoch Beiträge, die m.E. emotional oder polarisierend geprägt sind
Monatelang unreflektiert stehen bleiben, will ich so nicht länger hinnehmen.
Das Themen "Flächentarifvertrag" ist in unserem Organisationsgebiet etwas
anders zu betrachten als z.B. bei den Industriegewerkschaften. Es ist eben
nicht ganz einfach, in einer sehr zergliederten Tariflandschaft (bei
mehreren zuständigen Arbeitgeberverbänden und Gewerkschaften) ein hohes
Tarifniveau, Besitzstände und Arbeitsplatzschutz gleichzeitig zu
realisieren. Wir würden auch gerne die Niedrigtarifverträge des privaten
Verkehrs- und Transportgewerbes aus der Welt schaffen. Aber das ist oft
nicht unser Organisationsgebiet und die Beschäftigten sind insbesondere im
privaten Omnibusgewerbe und im Güterkraftverkehr nur sehr geringfügig
gewerkschaftlich organisiert. Wir haben ver.di angeboten, mit uns gemeinsam
in einer Anti - Dumping - Offensive diese Zustände zu bekämpfen.
Den Beitrag eines Hamburger Kollegen mit dem Titel "...und die Züge fahren
immer noch..." finde ich nicht nur polemisch und unsachlich sondern auch
unsere Durchsetzungsfähigkeit schwächend. Genau darauf warten die
Arbeitgeber, dass wir uns gegenseitig zerfleischen. War in der Geschichte
immer wieder so. Die Führung der TRANSNET wird alle 4 Jahre von
ehrenamtlichen Delegierten demokratisch gewählt und muss gegenüber den
Arbeitgebern ganz sicher keine Zugeständnisse wegen Postensicherung machen.
Was wir im Vorstand jedoch alle sehr ernst nehmen, ist die Verantwortung,
die wir mit dieser Aufgabe übernommen haben. Da reicht es nicht, mit starken
Sprüchen die Volksseele und das eigene Ego zu beruhigen. Dazu gehört eine
vorausschauende, langfristige Strategie, bei der zur Erreichung der Ziele
die Rahmenbedingungen unserer Gesellschaft objektiv eingeschätzt werden.
Vergleiche mit Frankreich, wo ein anderes Tarifvertrags- und
Arbeitskampfrecht gilt sind überhaupt nicht hilfreich. Ein unrechtmäßiger
Streik (sog. politischer Streik) führt zu Schadensersatzforderungen gegen
uns, die uns binnen kürzester Zeit finanziell handlungsunfähig machen
könnten. Allerdings ist es in vielen Werken (auch solchen die nicht
geschlossen werden sollen) zu "spontanen Arbeitsniederlegungen" gekommen,
die unter bestimmten Voraussetzungen möglich sind. Wenn das in Hamburg nicht
gelaufen ist, sollte man darüber vielleicht einmal selbstkritisch im Betrieb
diskutieren. Wozu ich in den letzten Wochen in diesem Konflikt immer wieder
aufgerufen habe ist ja wohl eindeutig.
Wer die Situation der SNCF und den Stand und die Entwicklung der
Privatisierung beurteilen will sollte sich hierzu auch sachlich informieren.
Bei dem Beitrag aus Hamburg habe ich nicht den Eindruck, das fundierte
Informationen vorliege.
Da ich selber schon Vertrauensperson, Jugendvertreter, Personalrat,
Betriebsrat und einiges mehr in meinem Berufsleben war und oft genug selber
gefühlsbetont die da oben kritisiert habe, kann ich auch diese persönliche
Kritik gut wegstecken. Mir ist aber an direkter Diskussion gelegen, deswegen
möchte ich der Initiative "Bahn von unten" eine Diskussionsrunde mit mir
anbieten.....
Mit kollegialen Grüßen
Norbert Hansen