Peter Heesen -
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Harry Tisch, der letzte Vorsitzende des
FDGB (Freier Deutscher Gewerkschaftsbund) der DDR, hat einen würdigen Nachfolger
gefunden: Peter Heesen, Vorsitzender des Deutschen Beamtenbundes (DBB). Während der FDGB dazu da war,
Beschlüsse der SED umzusetzen, schafft es der DBB, dies unter Heesen noch zu toppen.
Konnte man dem Tun des FDGB in der DDR bei etwas gutem Willen noch eine gewissen Logik
abgewinnen, so sind die Vorschläge von Heesen für Arbeitnehmer (BeamtInnen sind auch
Arbeitnehmer) kaum noch nachvollziehbar. Der FDGB war eine sogenannte
Massenorganisation, die in der DDR die Aufgabe hatte, den Aufbau des Sozialismus
voranzutreiben. Er sollte Beschlüsse der SED auf Betriebsebene umsetzen. Es sah
also ungefähr so aus: Die SED fasste einen Beschluß, die Arbeitsleistung, das
Arbeitsergebnis oder was auch immer zu erhöhen (natürlich immer, um den Sozialismus
voranzubringen). Der FDGB hatte nun die Aufgabe, diese Beschlüsse den ArbeiterInnen als
der Weisheit letzten Schluß zu verkaufen und dafür zu sorgen, sie auch umzusetzen. Der DBB ist schon viel, viel weiter. Er
macht der Regierung Vorschläge, diese greift sie umgehend auf und bastelt daraus ein
Gesetz oder was auch immer. Jemandem, der dem politisch linken Lager angehört, müßte
jetzt vor Freude das Herz höher schlagen, weil die Regierenden/Herrschenden sich
Vorschläge eines sich Gewerkschaft nennenden Standesvereins (die Bezeichnung Gewerkschaft
verbietet sich eigentlich für den DBB) zu eigen macht. Tut es aber nicht. Eher schwillt
die Halsschlagader ob der Vorschläger dieser gelben Standesorganisation an. Der DBB war es, der im letzten Jahr
freudig den Vorschlag machte, die Weihnachtszuwendung zu kürzen. Er hatte sogar
vorgeschlagen, die Auszahlung dieser Zuwendung auf 12 Monate zu verteilen. Die Regierenden
in Bund und Länder haben diesen Vorschlag natürlich sofort aufgegriffen und ihn noch
verschärft. Die Weihnachtszuwendung ist in einzelnen Bundesländern teilweise um bis zu
50 % gekürzt worden. Und da man gerade beim Kürzen und Streichen war, ist das
Urlaubsgeld z.B. in NRW bei den BeamtInnen direkt ganz gestrichen worden. Als
Sahnehäubchen dürfen jetzt die beamteten Kolleginnen und Kollegen z.B. in NRW 41 Stunden
in der Woche arbeiten. Alles in allem handelt es sich hier um eine Normerhöhung. In der
ehemaligen DDR hat eine Normerhöhung am 17. Juni 1953 zu einem Volksaufstand geführt. Wer gedacht hat, schlimmer könnte es
seitens des DBB nicht mehr kommen, hat sich getäuscht. In der Berliner Zeitung
redet Peter Harry Heesen den deutschen Stammtischen das Wort. Die
Arbeitszeiten sollen flexibler werden, damit können dann auch die Öffnungszeiten
flexibler werden. Und natürlich soll es faulen Beamten an den Kragen gehen.
Das Zauberwort heißt Leistungsbezahlung. Wie, bitte schön, soll denn nach
Leistung bezahlt werden? LehrerInnen z.B. werden nach dem Notendurchschnitt der
Klassenarbeiten bezahlt, BeamtInnen in den Ausländerbehören nach der Anzahl der
Abschiebungen? Alleine in NRW werden 33.000 Stellen im öffentlichen Dienst vernichtet,
13.000 davon durch die Erhöhung der wöchentlichen Arbeitszeit der BeamtInnen auf 41
Stunden. Sollten die öffentlichen Arbeitgeber mit ihrer Forderung nach Erhöhung der
Wochenarbeitszeit für ArbeiterInnen und Angestellte auch nur annähernd durchkommen,
werden noch mehr Arbeitsstellen vernichtet. Und das alles natürlich bei weniger Geld. Am
17. Juni 1953 sollte man für das gleiche Geld nur mehr arbeiten. Die von Harry Heesen gemachten
Vorschläge sollen BeamtInnen motivieren. Nach dem, was man den Beschäftigten alles
zugemutet hat und noch weiter zumutet, tragen diese Vorschläger zu einer weiteren
Demotivation bei. Beifall bekam er natürlich von Westerwelle und Co., die schon seit
Jahren keiner ehrlichen Arbeit mehr nachgehen. Bundesregierungssprecher Thomas Seg
bekundete auch Sympathien für die Vorschläge, erklärte aber, daß die Beamten
nicht nur loyal, sondern auch motiviert seien. Man kann nach diesen Vorschlägen von
Heesen eigentlich nur konstatieren : Wer heute noch Heesens Beamtenbund
vertraut, dem hat man das Gehirn geklaut Gabi und Manfred Evers, Ratingen |