Österreich: Widerstand ist möglich
Postbusbeschäftigte wehren sich gegen Privatisierung

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Zu einer kämpferischen Kundgebung vor der Wiener Unternehmenszentrale der Postbus AG gegen die Teilprivatisierung ihres Unternehmens hatten die Personalvertreter Ende Mai aufgerufen. Aus allen Bundesländern waren Gewerkschafter angereist. Zu ihrer Unterstützung waren zahlreiche Gewerkschafter, Betriebsräten und linke Aktivisten erschienen.
Der kämpferischen Linie der Personalvertreter und Aufsichtsratsmitglieder Robert Wurm und Franz Poimer ist es zu danken, dass aus der Kundgebung keine der allseitsgelittenen zahnlosen Pfeifaktionen wurde. Tatsächlich: warum sollen wir unten stehen, während oben der Verkauf der profitabelsten Linien und Immobilien des Unternehmens beschlossen wird? Nach zahlreichen kämpferischen Reden, die die kompromisslose Haltung der Personalvertretung unterstützten und konkrete Solidarität für die Postbusbediensteten einforderten und zusagten (So etwa das Zentralausschussmitglied der EisenbahnerInnen Norbert Bacher: „Wenn die Postbusbeschäftigten unsere Unterstützung brauchen, dann werden wir mit ihnen kämpfen!“) luden die Personalvertreter die Protestierenden ein, sich mit ihnen zur Aufsichtsratssitzung zu begeben.
Gestärkt durch diese Unterstützung drohte die entscheidende Aufsichtsratssitzung zu scheitern, denn erst wenige Sekunden vor der gesetzmäßigen Frist versammelten sich die KapitalvertreterInnen im Sitzungssaal. Hier hielt Robert Wurm gerade eine Rede an die Anwesenden, worauf die „Internationale“ angestimmt wurde. In einem Wortgefecht zwischen den Personalvertretern und der Aufsichtsratsvorsitzenden Wilhelmine Goldmann wurde deutlich, dass die Strategie der Personalvertretung, nämlich durch die Mobilisierung der KollegInnen das Kräfteverhältnis in diesem Raum zu ihrem Gunsten zu verändern, absolut richtig war: Goldmann, ihrerseits SPÖ-Mitglied und langjährige Erfüllungsgehilfin der ÖIAG-Privatisierungen diskreditierte sich völlig, als sie etwa meinte, dass die Privatisierung der Verstaatlichen „mehr Arbeitsplätze geschaffen hat“. Nach langem Insistieren gab sie indirekt dann zu, dass aus der Sicht des Unternehmens der Verkauf völlig kontraproduktiv sei, aber sie und ihre Mittäter sind ja dazu da die Klientel der Bürgerblockregierung zu bedienen. Hier gibt es keine Missverständnisse und Kommunikationsprobleme, hier soll der nächste Betrieb auf Kosten der Beschäftigten und KonsumentInnen verscherbelt werden. Robert Wurm: „Die Zerstörung eines Betriebes kann man nicht schönreden!“
Erfolgreiche Verhandlungen mit solchen Menschen führt man nur, wenn eine kompromisslose und kämpferische Haltung eingenommen wird. Und für diese Linie steht die FSG-Belegschaftsvertretung der sowohl in den Personalvertretungs- als auch AK-Wahlen mehr als nur deutlich der Rücken gestärkt wurde. Anstatt sich in sinnlose Diskussionen mit dem Aufsichtsrat zu verheizen, um sich dann überstimmen zu lassen, verhinderte diese erfolgreiche Aktion vorläufig den Beschluss der Privatisierung. Unter dem direkten Druck der Belegschaft wollte der Aufsichtsrat nicht zur Tat schreiten. Die Bediensteten des Postbus haben einige wertvolle Tage gewonnen, die nun dazu genutzt werden müssen, den Widerstand zu vertiefen und auszuweiten. Der ÖGB steht unter Zugzwang, schriftliche Solimeldungen werden die Postbus nicht retten, ein Arbeitskampf der über den Postbus hinausreicht wird diese Zerstörung verhindern können: Lernen wir vom sinnlos abgebrochenen ÖBB-Streik: nur wer hart zurückschlägt hat eine Chance!
Infos: www.fsg-zorn.at
 


Solidaritätsrede von Peter Weidner (Mediaprint) auf der Kundgebung:

Werte Kolleginnen,werte Kollegen!
Wir Mediaprint-Betriebsrätinnen und Betriebsräte protestieren für die
Erhaltung einer funktionierenden Infrastruktur und damit nicht nur im
eigenen, sondern auch im Interesse der Öffentlichkeit, also aller
arbeitenden Menschen.
Für den nach der Fusion von Postbus und Bahnbus vorgesehenen Verkauf eines
Drittels der Postbus-Linien an die privaten Interessenten Dr. Richard,
Blaguss und sabtours gibt es keinen wettbewerbsrechtlichen Grund.
Die Bundesregierung (und hier im Speziellen Herr Gorbach) will bewusst eine
funktionierende Infrastruktur dadurch zerstören, dass sie sie an einige
wenige Begüterte verscherbelt, damit diese noch reicher werden.
Wenn private Interessenten die lukrativsten Linien zu einem Spottpreis
erwerben, würde dies den Druck auf defizitäre Buslinien verstärken und
weitere Fahrplanreduzierungen oder gar Stilllegungen zur Folge haben.
Wie Berufstätige in die Arbeit und deren Kinder in die Schule, wie
Pensionistinnen und Pensionisten oder Karenzierte zum Arzt oder ins Spital,
zu Ämtern und Behörden kommen werden, wie überhaupt alle, die auf einen
öffentlichen Verkehr angewiesen sind, ihre Mobilitätsbedürfnisse befriedigen
können, ist dieser Regierung völlig wurscht.
Mit der Teilprivatisierung von Postbus-Linien wären bundesweit rund tausend
Arbeitsplätze betroffen.
In unserem Unternehmen Mediaprint arbeiten auch etwa 3000 Menschen.
Nicht auszudenken, wenn ein Drittel von ihnen gekündigt werden würde.
Wir von der Mediaprint-Konzernvertretung lehnen daher eine
Privatisierung von Postbus-Linien aus grundsätzlichen Erwägungen ab, weil
damit die Versorgungssicherheit gefährdet wird und dies auch
verkehrspolitisch ein völlig falsches Signal in Richtung von noch mehr
Individualverkehr wäre.
Immer mehr Arbeiter und Arbeiterinnen sehen, dass der Taktik der
Regierung, die Betroffenen zu vereinzeln, ein gemeinsamer Widerstand aller
Gewerkschaftsbereiche entgegen gesetzt werden muss.
An einer konzertierten Aktion der Gewerkschaftsbewegung führt kein Weg mehr
vorbei, sonst führen wir uns selbst ad absurdum. Die Bediensteten der
Postbus AG dürfen also in ihrem Kampf gegen den Ausverkauf ihres
Unternehmens und gegen die Vernichtung ihrer Arbeitsplätze nicht allein
gelassen werden.
Was geschieht, wenn öffentliche Einrichtungen und Betriebe an
gewinnorientierte Anleger verscherbelt werden, können wir in Ländern wie
England sehen, wo die Versorgung mit öffentlichen Dienstleistungen völlig
zum Erliegen gekommen ist.
Es ist der falsche Weg, der mit dem Ausverkauf von dieser Regierung
betrieben wird!
Ihr Postbus-Kolleginnen und -Kollegen verdient die Solidarität aller
arbeitenden Menschen und deren Angehörigen ebenso, wie ihr die breite
gewerkschaftliche Solidarität - über Branchengrenzen hinweg - braucht!
In unser aller Interesse fordern wir als Mediaprint-Konzernvertretung:
1. Weg mit den Ausverkaufsplänen der Regierung - Privatisierungsstopp
sofort!
2. Schutz für die Arbeitsplätze bei Postbus!
3. Solidarität mit den Bediensteten und ihrer Interessenvertretung!
Ihr Postbus-Kolleginnen und -Kollegen wart im November vergangenen Jahres
die einzigen, die sich mit den Eisenbahner/inne/n solidarisiert haben (und
das nicht nur verbal, sondern mit einem 24-Stunden-Streik).
Die Gewerkschaftsbewegung ist euch viel schuldig!
Der gute alte Bert Brecht schrieb:
*Wer kämpft kann verlieren,
wer nicht kämpft hat schon verloren."
In diesem Sinne:
Kopf hoch und nicht die Hände. Außer sie sind zu Fäusten geballt!

 

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  Weitere Infos:
www.fsg-zorn.at