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Jetzt reicht es: |
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Beobachtungen und Gedanken
eines aktiven und erfahrenen Eisenbahners Rückmeldungen und Meinungen von Kolleg(inn)en sind erwünscht! |
Die letzten
Meldungen können uns den Schlaf rauben. Was wir hinter vorgehaltener Hand gehört haben,
wird jetzt amtlich verkündet: Herr Mehdorn sagt: "Von der Logik her wäre ein
Teilverkauf von zunächst 20 oder 25% absolut sinnvoll. Das brächte notwendiges Geld in
die Kasse, um vieles in Ordnung zu bringen." So konnte man es
am Montag, 6.11., im Internet nachlesen. Die Mitarbeiter
fanden über BKU am Montag morgen ein Schreiben des Vorstandes vor, das von der
schwierigen Lage und der noch nicht abgeschlossenen Bestandsaufnahme vor allem beim Netz
und den Transportgesellschaften berichtet. Also doch die
kleine feine Bahn! Das ganze hört
sich an wie ein Politthriller: Die Automobilindustrie hat seit Jahren eine starke Lobby.
Die Gelder, die die öffentliche Hand - also wir alle - rein buttert, sind immens. Allein
die gesellschaftlichen Folgekosten des motorisierten Strassenverkehrs werden auf ca. 200
Milliarden jährlich beziffert. Dagegen sind die ca. 11-14 Milliarden jährliche
Bezuschussung der Bahn (vor der Privatisierung) richtig bescheiden. Warum
diese systematische Zerschlagung und Zerstörung der Bahn in den letzten Jahren? Dass die
Bahnwelt schon vor der Privatisierung 1994 nicht in Ordnung war, wissen wir. Aber woher
kommen denn die Probleme, die sich immer weiter zuigespitzt haben? · Seit Jahrzehnten wird hierzulande der
Schienenverkehr benachteiligt und dafür der Verkehr auf der Straße und in der Luft von
der Politik massiv gefördert. · Vor fast sieben Jahren sollte die von der Kohl-Regierung mit SPD-Unterstützung beschlossene erste Stufe der Bahn-Privatisierung (Umwandlung von Bundesbahn und Reichsbahn zur Deutschen Bahn AG zum 1.1.1994) die Bahn unternehmerisch flexibler machen und mehr Verkehr auf die Schiene ziehen. Die Bilanz ist ernüchternd. Alleim Anschein nach setzt das Mehdorn-Management nur noch auf die kleine feine Fernbahn mit ICE-Schnellverbindungen.
· Die Aufgliederung des DBAG-Konzerns in verschiedene Unternehmenssparten und insgesamt 186 "Töchter" hat nicht weniger, sondern mehr Bürokratie und Koordinierungsmängel gebracht. · Ein Teil der von Mehdorn aufgeführten Defizite ist hausgemacht und geht auf das Konto von Fehlplanungen, überdimensionierten Bauprojekten etwa bei Schnellstrecken und horrenden Honoraren für externe Unternehmensberater, die mit ihren Umstrukturierungsplänen die Eisenbahner(innen) extrem verunsichern und ihnen die letzte Motivation rauben.
Es
ist genug!
Lassen wir uns
nicht von der Propaganda blenden. Das Beispiel der angeblich so profitablen Bahnen in den
USA und England ist bei näherer Betrachtung abschreckend genug. Es kann in diesen
Ländern nicht von "der BAHN" gesprochen werden.
Eine besorgte
Kollegin 6. November 2000 |
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