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Ich verstehe die Aufregung und Bestürzung
über diesen Ergänzungstarifvertrag. Man muss ihn allerdings genau lesen um
herauszufinden, was dahinter steckt.
Sicherlich ist es richtig, dass es Einschnitte für die Kolleginnen/Kollegen gibt. Richtig
ist auch, dass der Flächentarifvertrag damit löchrig wird. Aufgrund der Möglichkeit,
regionale Tarifverträge abschließen zu können, wird künftig die Kollegin in
Mecklenburg-Vorpommern möglicherweise weniger verdienen als die Kollegin in München.
Im Werksbereich werden die Handwerker generell mehr verdienen, weil ihre Löhne bisher
hinter denen der Industrie lagen. Letztlich ging es darum, einen Weg zu finden, wie der
Wettbewerbsdruck abgefangen werden kann.
Vor wenigen Wochen hat die Regio AG die Westerwaldbahnausschreibung verloren. Rund 120
Arbeitsplätze fallen damit. Das Werk Limburg wird deshalb geschlossen werden müssen.
Was nutzen uns da unsere sehr guten Tarife, wenn die Arbeitsplätze wegbrechen.
Ich denke es ist nicht die Zeit, die Gewerkschaft zu kritisieren, sondern die Politik.
Immerhin vertreten die beiden Regierungsparteien strikt den Kurs, dass im Nahverkehr
möglichst viel Wettbewerb herrschen soll. Die Konsequenzen erfahren wir schmerzlich.
Die DB Regio AG wird vsl. in den nächsten Jahren rund 30% ihrer bisher gefahrenen
Zugkilometer an Dritte verlieren.
Ich plädiere für eine überlegtere Vorgehensweise. Dazu gehört z.B. eine Diskussion mit
den hessischen Parteien, um sie zum Landtagswahlkampf zu einer Aussage in Sachen
"Nahverkehr" zu zwingen.
Die Polemik, die Herr Schnell von der GdL verbreitet, sollte nicht unser Maßstab sein.
Ich denke, nur mit Argumenten die am Thema bleiben, können wir überzeugen.
Mit liebem Gruß, Erwin
Liebe Kollegen und Kolleginnen,
nach meinem Urlaub im neuen Jahr werde ich der Aufforderung nachkommen und Informationen
liefern, sobald mir diese zugänglich sind.
Bis dahin wünsche ich Euch ein frohes Fest und ein gutes neues Jahr.
Mit freundlichen Grüßen, Jürgen
Liebe Kolleginen und Kollegen,
leider war ich zum letzten Treffen krank und konnte mich dadurch zum ganzen Sachverhalt
nicht äußern. Aber ich hätte mich mit aller Entschiedenheit, gegen das Flugblatt
ausgesprochen.
Was jetzt passiert (Tarifflucht in Schleswig-Holstein) ist nur die Spitze vom Eisberg und
leider muss massiv befürchtet werden, dass bei Regio in Kürze Ausgliederungen in
Größenordnungen folgen werden. Diese haben nur ein Ziel: ''Gewinn für die DB und
Verluste für die Beschäftigten, welche wir rechtlich und gesetzlich bei einem
Betriebsübergang nach § 613a BGB nicht aufhalten können.
Fakt ist man hat was erreicht, aber keiner ist sich über die Konzequenzen bewußt. Eine
Tatsache ist, dass Wettbewerb politisch gewollt ist und viele der Interessenvertretungen
dies unterstützen. Den Kolleginnen und Kollegen der DB Regio ist mit dieser Misere
überhaupt nicht geholfen.
Mit freundlichen Grüßen, Frank
Liebe
Kollegen!
Ich kann die Auffassung von Frank nicht teilen. Nicht die Ansprüche der
Eisenbahner sind schuld an der Misere, sondern die Privatisierung der Bahn. Der Konflikt
bei DB-Regio ist ein Konflikt der ganzen Bahn; er ist ein politischer Konflikt, da die
Bahn nach wie vor Bundeseigentum ist und ein Staatsmonopol im Interesse des Kapitals
aufgelöst wird. Gegenüber der Bahn betreiben die Parteien des Bundestages eine
reaktionäre Blockpolitik. Nur gemeinsam mit den Kollegen können die Gewerkschaften der
Eisenbahner angemessene Tarife sichern. Wenn man natürlich den Gegensatz von Lohnarbeit
und Kapital inzwischen "vergessen" hat, dann fühlt man sich zur
Arbeitsgemeinschaftspolitik statt zum Streik hingezogen - und glaubt den Phrasen des
Bahnchefs. Hinsichtlich des beabsichtigten Vertrages heißt es unter den Kollegen:
"Wir dürfen dafür noch bezahlen, daß uns die Bahn beschäftigt." Das
Tarifdumping der bestehenden Privatbahnen darf nicht den Rahmen für die Tarife bei der
DB-AG vorgeben.
Wichtig ist, daß alle Eisenbahner mobilisiert werden!
Gruß, Herbert
Liebe Kollegen,
ich kann ja leider nie zu Euren Treffen kommen, weil sie eigentlich immer in meine
Dienstzeit hineinfallen, oder zu weit entfernt stattfinden, um davor oder danach noch
einen Dienst machen zu können. Auch würde ich Euch gerne mal wieder persönlich treffen.
Ich lese aber stets mit Interesse, was ich so gemailt bekomme...
Ich muss Euch von der Basis, denn da arbeite ich ja (noch - dazu später mehr) berichten,
dass im Augenblick der Ruf der Transnet an einem derartigen Tiefststand angelangt ist,
dass ich nicht glaube, dass es so bald gelingen wird, dieses Vertrauen zurück zu
gewinnen.
Woran liegt das?
Punkt 1 ist für mich der, das Transnet, auch auf mich, schon immer etwas wie ein großer
aber leider zahnloser Tiger wirkte. Punkt 2 ist der, das kaum jemand dazu bereit ist, der
Gewerkschaft nun
den Grund für ihre Unterschriftsverweigerung abzunehmen.
Immer wieder geschieht es, das Gewerkschaften wie GDL oder früher auch die GDBA, sich
erfolgreich in eine Kurve legen können, die die Transnet nicht gekriegt hat. Die
Zuwächse der Mitglieder bei der GDL in den letzten Monaten, sind allein auf die Arbeit
des Fußvolkes der GDL begründet! Wo waren die Transnet Sekretäre als es im Betrieb zu
brennen begann?
Wenn man heute einem Lokführer oder Zugbegleiter diese Frage stellt, dann wird er
folgendes darauf antworten: "Die sitzen lieber im Büro. Mit uns an der Basis haben
die eh nix am Hut".
Diesen Schuh muss sich die Transnet wohl anziehen, denn bei uns, beim Fahrpersonal, ist
sie nicht mit einem einzigen Charakterkopf anwesend, ist sie, ausser mit einigen
Aushängen, nicht angekommen.
So gelingt es der GDL, sich den Schuh anzuziehen, auf dessen Sohle geschrieben steht:
"Wir sind die Gewerkschaft für das Transportpersonal". Und es würde mich auch
nicht wundern, wenn sich die GDL bald schon "Transportgewerkschaft" zu nennen
beginnt.
Wir kommen der Wand immer näher, an die unser Unternehmen gefahren werden soll.
Vielleicht ist es ja auch heilsam, dass durch die Zwistigkeiten untereinander nun der
Ergänzungstarifvertrag zu scheitern scheint. Denn wenn dann erst die ersten auf der
Straße stehen, dann wird vielleicht auch endlich einmal ein Ruck durch diese Mitarbeiter
gehen und das eintreten, was in unserem Unternehmen längst überfällig ist:
"Alle Räder stehen still, wenn der kleine Mann es
will".
Mir wurde vorgestern, 5 Tage vor Weihnachten und nach 22 Jahren
Betriebszugehörigkeit, die Kündigung des Arbeitsverhältnisses mitgeteilt. Ja, Ihr habt
richtig gelesen!
Mit den Worten: Hier, den Erhalt dieses Schreibens, quittieren Sie mal bitte", werden
22 Jahre Arbeitsverhältnis beendet. Angesichts dieser Umgangsformen kann man sehen worauf
es den Herren da ankommt. Sie wollen den Knall, den "Big Bang" und alle die es
hören sollen beeindruckt erschauern und sich vorsehen in Zukunft, um nicht der Nächste
zu sein.
Und die Kollegen ohne Lobby reagieren genau so, wie es sich dieser Arbeitgeber vorstellt.
Sie schweigen dazu. Da wird klar: Jeder steht für sich allein!
Ich wünsche uns allen frohe Weihnachten und ein paar besinnliche Tage. Aber eigentlich
haben wir im Moment nur einen einzigen Grund uns zu besinnen. Und das ist der der
Rückbesinnung, auf all jene, die in jahrelangen Kämpfen dem Arbeitnehmer zu einer
gewissen stabilen Freiheit und zu einem würdevollen Dasein verholfen haben. All das steht
heute wieder zur Disposition. Und darauf sollten wir uns besinnen.
Frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr für Euch.
Euer Boris
Liebe Kollegen!
Boris beschreibt die Lage ganz exakt. So ist sie. So geht es auch den Kollegen in Leipzig,
Magdeburg... ! Nur kommt hier hinzu, daß die heutigen Funktionäre der Transnet, die sich
an der Basis überhaupt nicht sehen lassen und ein Anonymus sind, früher Funktionäre des
FDGB waren. Um den eigenen Posten zu wahren, tritt man seinesgleichen. Wir brauchen Zahlen
zur Mitgliederwanderung. Wir müssen klarstellen, daß Privatisierung Streik bedeutet,
weil es sich um stinknormalen Kapitalismus handelt. Hansen wird niemand vertrauen.
Gruß, Herbert
Liebe Kolleginnen
und Kollegen,
mit der ganzen
Auseinandersetzung um den Ergänzungstarif DB Regio hat sich die Debatte darum belebt,
welchen Weg künftig die Gewerkschaften gehen sollen. Deshalb möchte ich einige
Anmerkungen machen zum Brief des Kollegen Frank, der den Offenen Brief an den Transnet
Hauptvorstand kritisiert.
Die Kritik an der
Ablehnung des Ergänzungstarifvertrages beruht doch unausgesprochen auf der Annahme, mit
diesem Tarifvertrag hätte sich für die Beschäftigten bei DB Regio vieles zum Guten
wenden lassen. Das entspricht aber weder den Tatsachen noch den bisherigen Erfahrungen.
Tatsache ist, daß der Vorstand von DB Regio nicht bereit war, sich künftig um alle
ausgeschriebenen Strecken zu bewerben, obwohl der ErgänzungsTV ausgehandelt war. Tatsache
ist, daß die Politik der Ausgliederungen und Betriebsübergänge seit längerem im DB
Konzern betrieben wird, mit dem Ziel Lohnniveau und Sozialstandards zu senken. Ein
Beispiel von allzuvielen sei hier genannt: die BRG fungiert hier als Sammelbecken zB. für
Kollegen der Platzreservierung oder des Rangierdienstes. Und die Erfahrung zeigte bisher,
wenn wir zB. zu Beginn der Bahnreform die Einkommenstarife für Neueingestellte senkten, dann führte das nicht dazu
Arbeitsplätze zu erhalten. Im Gegenteil, das Bahnmanagement agierte nach dem Motto: So,
das hätten wir. Jetzt ist der nächste Einschnitt fällig. Bei den Verhandlungen über
die sogenannte B-Kasse zeigte sich auch schon, daß die DB plant, ganze Bereiche bzW.
Belegschaften loszuwerden. Die DB-Vertreter drängten darauf, daß bei einem Wechsel zu
einem Nicht-DB-Konzern-Arbeitgeber nichtmehr der gesamte Anspruch auf die B-Kasse
entfällt, weil sonst ja kein älterer Arbeitnehmer wechseln könne, wenn zB. ganze
Betriebsteile verkauft werden.
Worin soll denn
für die Beschäftigten der Vorteil liegen, wenn wir als Transnet die Spirale nach unten
mitgestalten, bis wir auf dem Niveau angelangt sind, das die Masse der ständig neu
gegründeten Regionalbahnunternehmen aufweist? Einige meiner jungen, schlecht bezahlten
Kollegen haben schon einen zweiten Job, um die Familie über Wasser zu halten.
Deshalb finde ich
es richtig und notwendig den Weg einzuschlagen, die Gewerkschaftsmitglieder zu
mobilisieren. Es ist jetzt höchste Zeit den Verantwortlichen im DB Konzern und in den
Regierungen (ob Bund als Eigentümer oder Länder als Besteller im Nahverkehr) zu zeigen,
daß Eisenbahner keine Verfügungsmasse sind , sondern auch für ihre Interessen kämpfen
können.
Daß das kein
einfacher Weg sein wird , liegt auf der Hand, aber die Alternative wäre, sich den
Profit-und Börsenträumen von Mehdorn, Stolpe und anderen einfach mehr oder weniger
auszuliefern.
Bernd
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